03.09.2014 00:36
Zwergenreiten und Pampersgruppen – eine Klasse für sich
„Unsere Kinder werden immer dicker!“ So titeln Fernsehen und Presse seit geraumer Zeit. Die Menschheit entwickelt sich zurück. Liefen wir in der Steinzeit noch bis zu 60 Kilometer am Tag, sind es bei einigen Erwachsenen heute nur noch schlappe 300 Meter. Dass sich diese Entwicklung auch schon auf die Kleinsten auswirkt ist logisch. Die Gründe hierfür sind bekannt. Das freie Spielen und Bewegen in der Natur mit all seinen koordinativen und konditionellen Herausforderungen wird häufig durch das Sitzen auf dem Sofa vor der Play Station ersetzt. Wenn dann am Vormittag in der Schule auch nur gesessen wurde, geht das tägliche Bewegungspensum gegen null. Bewegung ist jedoch, vor allem für Kinder, eine Grundvoraussetzung für eine gesunde Entwicklung. Bewegung stärkt das Herz-, Kreislaufsystem, unterstützt das organische Wachstum, vermittelt Körper- und Bewegungserfahrung und schafft somit Sicherheit die Unfällen vorbeugt. Bewegung ist auch eine Voraussetzung für die Entwicklung des zentralen Nervensystems, sie fördert die Konzentration und somit auch die Lernbereitschaft von Kindern. Nicht zuletzt fördert sie das soziale Miteinander und lässt Kinder selbstständig und selbstbewusst werden. Bewegung ist also unersetzbar. Besonders im Alter zwischen vier und sieben werden Entwicklungsgrundlagen geschaffen, die später auf diese Weise kaum noch aufzuholen sind.
Was bedeutet das für Pferdesportvereine? Wo Bewegungsmangel herrscht, müssen Bewegungsangebote geschaffen werden. Genau das tun Pferdesportvereine in ganz Deutschland. Kooperationen mit Schulen sind weit verbreitet und auch Kooperationen mit Kindertagesstätten bieten eine tolle Möglichkeit das Vereins-Portfolio zu erweitern. Sie sind jedoch nicht eins zu eins mit Schulsportangeboten vergleichbar, denn die „Pampersgruppen“ sind eine Klasse für sich. Es geht darum ein Angebot zu schaffen, das den Kindern eine vielseitige Entwicklung ermöglicht. Dabei steht die Bewegungserfahrung an erster Stelle. Es geht um spielerische Angebote mit dem Pferd, ohne das Pferd und vor allem um Abwechslung. So empfiehlt es sich zum Beispiel den Platz oder die Halle räumlich aufzuteilen. Einen Zirkel für das Angebot mit dem Pferd, eine Freifläche für Spiele und eine Ecke in der ein Bewegungsparcours mit verschiedenen koordinativen Aufgaben wartet – das ist nur ein Beispiel. Der Kreativität der Trainer sind hier kaum Grenzen gesetzt, doch eines sollte stets gewährleistet sein: Sicherheit. Um dieser Altersgruppe ein sicheres Sportangebot zu ermöglichen spielen zwei Faktoren eine zentrale Rolle: Zum einen müssen Trainer und Betreuer in ausreichender Zahl und mit entsprechender Qualifikation vor Ort sein und zum anderen müssen ihnen geeignete Ponys und Pferde zur Verfügung stehen. „Schussfest“ sollten sie sein. Weitere Herausforderungen sind der Transport der Kinder von der Kita zum Vereinsgelände, sowie die Finanzierung. Dass Vereine diesen Herausforderungen erfolgreich begegnen zeigt sich in dem großen Erfolg der bereit laufenden Maßnahmen. Das Thema „Bewegung im Kindergarten“ ist hochaktuell. Für andere Sportarten wie Fußball oder Handball ist es selbstverständlich in die Schulen und Kindergärten zu gehen, die Sportart vorzustellen und Angebote zu präsentieren. So wird der Nachwuchs schon früh begeistert. Der Pferdesport hat hier ein Ass im Ärmel: Unser Partner Pferd ist sehr attraktiv. Das sollte genutzt werden. Ein offenes Zugehen auf die Kindertagesstätten ist hierbei sehr wichtig. Erzieherinnen und auch Eltern sind von Beginn an mit ins Boot zu holen. Denn Eltern, die mitbegeistert werden sind bereit mitzufinanzieren. Erzieher können als qualifizierte Fachkräfte den Betreuungsbedarf mit abdecken. Die Länder und Kreise stellen häufig Mittel zur Verfügung, um entsprechende Kooperationen zu etablieren. Ein Anruf beim Landesverband oder beim Kreissportbund lohnt sich daher auf jeden Fall.
Auch die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) nimmt sich der jüngsten Zielgruppe immer stärker an. So fand 2013 ein Pilotprojekt für die „Ergänzungsqualifikation Kinderreitunterricht“ für Trainer statt. Die Nachfrage ist groß. 2015 wird die Ergänzungsqualifikation erstmals auch durch den Landesverband Pferdesport Berlin-Brandenburg angeboten. Dr. Meike Riedel von der TU Dortmund, die auch die Ergänzungsqualifikation im nächsten Jahr leiten wird, referierte zum Thema „Pampersgruppen“ am 10. Juli im Reiterhaus. Ihr Fazit war deutlich: „Es gibt so gut wie kein „zu früh“, aber mit hoher Wahrscheinlichkeit ein „zu spät“, um zielgruppengerechte Bewegungsangebote zu offerieren!“
Text: LPBB Lisa Bolte Foto: LPBB Conny Büchling
Was bedeutet das für Pferdesportvereine? Wo Bewegungsmangel herrscht, müssen Bewegungsangebote geschaffen werden. Genau das tun Pferdesportvereine in ganz Deutschland. Kooperationen mit Schulen sind weit verbreitet und auch Kooperationen mit Kindertagesstätten bieten eine tolle Möglichkeit das Vereins-Portfolio zu erweitern. Sie sind jedoch nicht eins zu eins mit Schulsportangeboten vergleichbar, denn die „Pampersgruppen“ sind eine Klasse für sich. Es geht darum ein Angebot zu schaffen, das den Kindern eine vielseitige Entwicklung ermöglicht. Dabei steht die Bewegungserfahrung an erster Stelle. Es geht um spielerische Angebote mit dem Pferd, ohne das Pferd und vor allem um Abwechslung. So empfiehlt es sich zum Beispiel den Platz oder die Halle räumlich aufzuteilen. Einen Zirkel für das Angebot mit dem Pferd, eine Freifläche für Spiele und eine Ecke in der ein Bewegungsparcours mit verschiedenen koordinativen Aufgaben wartet – das ist nur ein Beispiel. Der Kreativität der Trainer sind hier kaum Grenzen gesetzt, doch eines sollte stets gewährleistet sein: Sicherheit. Um dieser Altersgruppe ein sicheres Sportangebot zu ermöglichen spielen zwei Faktoren eine zentrale Rolle: Zum einen müssen Trainer und Betreuer in ausreichender Zahl und mit entsprechender Qualifikation vor Ort sein und zum anderen müssen ihnen geeignete Ponys und Pferde zur Verfügung stehen. „Schussfest“ sollten sie sein. Weitere Herausforderungen sind der Transport der Kinder von der Kita zum Vereinsgelände, sowie die Finanzierung. Dass Vereine diesen Herausforderungen erfolgreich begegnen zeigt sich in dem großen Erfolg der bereit laufenden Maßnahmen. Das Thema „Bewegung im Kindergarten“ ist hochaktuell. Für andere Sportarten wie Fußball oder Handball ist es selbstverständlich in die Schulen und Kindergärten zu gehen, die Sportart vorzustellen und Angebote zu präsentieren. So wird der Nachwuchs schon früh begeistert. Der Pferdesport hat hier ein Ass im Ärmel: Unser Partner Pferd ist sehr attraktiv. Das sollte genutzt werden. Ein offenes Zugehen auf die Kindertagesstätten ist hierbei sehr wichtig. Erzieherinnen und auch Eltern sind von Beginn an mit ins Boot zu holen. Denn Eltern, die mitbegeistert werden sind bereit mitzufinanzieren. Erzieher können als qualifizierte Fachkräfte den Betreuungsbedarf mit abdecken. Die Länder und Kreise stellen häufig Mittel zur Verfügung, um entsprechende Kooperationen zu etablieren. Ein Anruf beim Landesverband oder beim Kreissportbund lohnt sich daher auf jeden Fall.
Auch die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) nimmt sich der jüngsten Zielgruppe immer stärker an. So fand 2013 ein Pilotprojekt für die „Ergänzungsqualifikation Kinderreitunterricht“ für Trainer statt. Die Nachfrage ist groß. 2015 wird die Ergänzungsqualifikation erstmals auch durch den Landesverband Pferdesport Berlin-Brandenburg angeboten. Dr. Meike Riedel von der TU Dortmund, die auch die Ergänzungsqualifikation im nächsten Jahr leiten wird, referierte zum Thema „Pampersgruppen“ am 10. Juli im Reiterhaus. Ihr Fazit war deutlich: „Es gibt so gut wie kein „zu früh“, aber mit hoher Wahrscheinlichkeit ein „zu spät“, um zielgruppengerechte Bewegungsangebote zu offerieren!“
Text: LPBB Lisa Bolte Foto: LPBB Conny Büchling