12.04.2011 00:34

Zuschuss für Haupt- und Landgestüt Neustadt soll verringert werden

Das deutschlandweit bekannte Haupt- und Landgestüt in Neustadt soll möglichst bald mit weniger Geld vom Land auskommen. Derzeit schießt Potsdam jährlich zwei Millionen zu. „Wir würden uns freuen, wenn das Gestüt seinen Eigenanteil am Etat erhöhen kann und irgendwann mal auf eigenen Beinen steht“, sagte gestern Jens-Uwe Schade, Sprecher des Potsdamer Landwirtschaftsministeriums. Zugleich wies Schade Spekulationen zurück, wonach das Land sich bereits ab 2013 aus der Finanzierung des Gestüts zurückziehen wolle. „Das würde den Landeshaushalt kaum entlasten, weil die Mitarbeiter ein Rückkehrrecht in den Landesdienst haben“, so Schade. Soll heißen, das Land müsste die Personalkosten für die Beschäftigten auch ohne Gestüt übernehmen. Im Amt Neustadt herrscht dennoch Unsicherheit zur Zukunft des Gestüts, das seit 2001 durch eine Stiftung betrieben wird. „Es gibt noch keine Zusage, dass das Land auch 2013 einen Zuschuss zahlt“, sagte Hauptamtsleiterin Elke Meier-Lorenz am Montagabend beim Wirtschaftsausschuss des Kreistages. Das Gremium tagte im Gestüt und sah sich dort auch um. Nachfragen zur Zukunft der riesigen Anlage, die 420 Hektar, 350 Pferde und 72 Mitarbeiter umfasst, gab es aber kaum. Lediglich Hans Schaefer, sachkundiger Einwohner aus Neuruppin, interessierte sich für die Finanzlage des Gestüts. Dessen Jahresetat liegt bei fünf Millionen Euro. Durch die Zucht und den Verkauf von Pferden, die Besamung sowie den Tourismus nimmt das Gestüt laut der kommissarischen Geschäftsführerin Regine Ebert etwa drei Millionen Euro ein. Der Verkauf von Pferden brachte dabei im vergangenen Jahr allein einen Erlös von gut einer Million Euro. Mehr als 1,2 Millionen Euro erwirtschaftete das Gestüt durch den Spermaverkauf seiner 48 hochklassigen Hengste. „Das ist unsere Bank, mit der wir Geld verdienen“, sagte Landstallmeister Jürgen Müller. Er bezifferte den Umsatz, der in Brandenburg mit Pferden und Reitutensilien erzielt wird, mit 150 Millionen Euro im Jahr. Deutschlandweit liegt der Umsatz laut Müller sogar bei vier Milliarden Euro. Das Amt Neustadt mit seinen 8600 Einwohnern kann davon aber nicht recht profitieren. Vielmehr leidet die Kommune unter den Betriebskosten für die Graf-von-Lindenau-Halle. Diese liegen bei 80 000 bis 100 000 Euro pro Jahr. „Deshalb ist unser Haushalt seit Jahren nicht ausgeglichen“, sagte Hauptamtsleiterin Meier-Lorenz. „Warum hat denn Neustadt die Halle überhaupt gebaut?“, fragte der Abgeordnete Ulrich Jaap (CDU). Grund sei die damalige Struktur des Gestüts gewesen, sagte Elke Meier-Lorenz. Denn das Gestüt war damals noch ein Landesbetrieb und durfte keine Fördermittel beantragen – im Gegensatz zu einer Kommune. Das hat Neustadt getan, und muss jetzt auch mit den Kosten für die Lindenau-Halle klar kommen. Die Halle fuhr 2009 ein Defizit von 33 000 Euro ein. Für 2010 erwartete das eingeschaltete Berliner Steuerbüro, dass sich das Manko um 50 000 Euro erhöht. Die Hauptamtsleiterin bat deshalb am Montag die Abgeordneten um Hilfe. Der Kreistag sollte die Bemühungen von Neustadt unterstützen, dass die Lindenau-Halle von der Gestüts-Stiftung übernommen wird. „Dort gehört die Halle hin“, so Meier-Lorenz. Die Abgeordneten äußerten sich dazu jedoch nicht. Text: Andreas Vogel, MAZ