10.01.2013 18:53
Unterschiede zwischen Westernreiten und Englischreiten - Westernthemen Hippologica
Fünf Westernverbände waren in Halle 21 wieder auf der Hippologica vertreten. Auf Initiative von Henry Sander (Three Oak Ranch), wurde erstmalig das Cutting (separieren eines Rindes aus der Herde) mit bis zu 15 Rindern live im Reitring präsentiert. Ein spektakuläres Highlight des Messeprogramms, nicht nur für die Besucher.
Da viele Pferdesportler auch Hundebesitzer sind, waren die Vorführungen Horse & Dog Trail mit Marion Rother auch von großem Publikumsinteresse. Der Horse & Dog Trail ist eine Aufgabe für Hundebesitzer mit Pferd, die durch eine sinnvolle Beschäftigung mit Spiel und Spaß eine harmonische Dreiecksbeziehung aufbauen möchten und das unabhängig davon, welche Rasse und Größe der Hund hat.
Reiningtraining für ein Jungpferd war eins der beiden Themen die Etienne Hirschfeld aus Brunne den Besuchern präsentierte. Wie viele Westernreiter hat auch er seine Wurzeln in der klassischen Reitweise. 1990 wechselte er dann erfolgreich in das Lager der Westernreiter. Seine Erfolge, darunter Landesmeistertitel und EWU Reining Champion-Titel, bestätigen, dass dieser Schritt der Richtige war. 2012 erhielt Etienne das Goldene Reitabzeichen, auf der Hippologica die Urkunde zur Ehrenmitgliedschaft in der EWU.
Das zweite Thema hieß „Gibt es Unterschiede zwischen dem Westernreiten und dem Englischreiten?“ Etienne Hirschfeld und Julia Voigtländer, ebenfalls Trägerin des Goldenen Reitabzeichens, Dressurreiterin bis Grand Prix, demonstrierten unter fachkundiger Kommentierung von Jörg Bös, getreu dem Motto Egon von Neindorffs: „Bei uns im Stall werden keine Reitweisen geritten – bei uns im Stall werden PFERDE geritten“, wie sehr wir Menschen uns an Äußerlichkeiten festhalten. Den Pferden machte der Reiterwechsel keine Probleme.
Einen ausführlichen Bericht zum Thema hat uns Jörg Bös freundlicherweise zur Verfügung gestellt:
Die Messe in Berlin war mein letzter Langeinsatz in diesem Jahr. Auf Anregung der EWU Berlin- Brandenburg und dem Reit- und Fahrverband Berlin-Brandenburg war es meine Aufgabe die Unterschiede und Gemeinsamkeiten des Western – und Klassisch Reiten in einem Schaubild darzustellen. Als Reiter hatten sich Julia Voigtländer mit dem Hengst „Royal Rubin“ und Etienne Hirschfeld mit dem Quarter „BD Top Bar“ freundlicherweise zur Verfügung gestellt. Mit diesen beiden Reitern hatten wir sehr gute Repräsentanten ihrer jeweiligen Reitweise, deren Offenheit und Aufgeschlossenheit ein abwechslungsreiches und kurzweiliges Programm incl. Pferdewechsel ermöglichten. Die gut darstellbaren Exterieurmerkmale der beiden Pferde konnten sehr anschaulich die jeweiligen Bewegungsdynamiken abbilden und den Zuschauern zumindest einen groben Einblick in die Zusammenhänge zwischen der Anatomie und die allein daraus resultierenden Unterschiede in den Gängen geben.
Das Ziel in der Warmblutzucht ist ein sich elastisch bewegendes Pferd mit raumgreifenden Bewegungen. Das heutige moderne Dressurpferd mit seiner langen Vorderröhre, seinem höheren Halsansatz, dem längeren schwingenden Rücken und der gut gewinkelten und Sprungfedernähnlichen Hinterhand führen zu einem Pferd mit sehr raumgreifenden Tritten in eleganter Aufrichtung – Im Militäreinsatz (hierauf begründet sich die Warmblutzucht) war dies natürlich zur Optimierung der Truppenbewegung aber auch als sehr imposantes äußeres Erscheinungsbild in der Schlacht gewünscht.
Das Quarterhorse ist ein Arbeitspferd, welches sehr ruhig und gelassen in einer Rinderherde arbeiten können sollte. Es sollte klein und wendig mit eher wenig schwunghaften Bewegungen ausgestattet sein und über eine große Sprintfähigkeit verfügen – so hat man also ein gut bemuskeltes Pferd, mit deutlich kürzerer Vorderröhre, spitzerem Buggelenkwinkel und deutlich tiefer angesetztem Hals gezüchtet. Die Kruppe ist stark abfallend und das Sprunggelenk höher angesetzt. Dies bewirkt eine größere Schubkraft- als Tragkraftentwicklung. Imposant im eigentlichen Sinne musste ein Quarterhorse nicht sein ;- Viele, viele Unterschiede schon bei alleiniger Betrachtung der jeweilig bevorzugten Pferderassen. Hilfengebung, Equipment, hochstilisierte Lebensphilosophien etc. pp. lassen wir mal gerade außen vor, denn das würde jeden Rahmen sprengen……
Wo sind denn nun die Gemeinsamkeiten????? Die Gemeinsamkeit liegt in der Verantwortung, die JEDER Reiter völlig reitweisenunabhängig für das ihm anvertraute Pferd übernimmt, sobald er sich auf dessen Rücken setzt und es zu einem Reitpferd ausbildet bzw. es als solches nutzt. Wir sollten also viel mehr Energie in das Begreifen der funktionell-anatomischen Zusammenhänge und den daraus resultierenden Bedürfnissen unserer Pferde stecken. Anstatt über „die anderen“ mit ihren vermeintlich blasiert aufgerichteten Warmblütern bzw. vermeintlich flach dahinschlurfenden Westernpferden die Nasen zu rümpfen, sollte jeder Reiter doch versuchen, zunächst einmal an sich und seinen Fähigkeiten zum Wohle seines Pferdes zu arbeiten.
Auch auf der Hippologica habe ich mir zum Abschluß des Schaubildes erlaubt Egon von Neindorff zu zitieren, der sagte: „Bei uns im Stall werden keine Reitweisen geritten – bei uns im Stall werden PFERDE geritten“ Dazu sah man einen entspannten Warmbluthengst unter Etienne Hirschfeld auf dem Zirkel galoppieren und den völlig gelassen abschnaubenden Quarter unter Julia Voigtländer fliegend durch die Bahn wechseln.
Dieses Bild hat mich wieder sehr stark darauf aufmerksam gemacht, welche Macht Pferde besitzen uns Menschen einander näher zu bringen. Wenn zu Beginn der Vorstellung noch erstaunte Blicke über das unterschiedliche Aussehen der Pferd-Reiterkombination im Publikum zu sehen war und dies durch den Pferdetausch noch gesteigert wurde, so war es schön zu beobachten, dass zumindest in einigen Gesichtern ein AHA-Effekt zu sehen war, als die Pferde auf diesen so gelassen reagierten. Daran sieht man, wie sehr wir Menschen uns an Äußerlichkeiten festhalten, statt das Wesentliche wahrzunehmen.
Wir sollten uns gerade für das neue Jahr vornehmen, nicht die Unterschiede im Äußerlichen zu suchen, sondern wie die Pferde das Wesentliche in den Focus zu rücken – egal welche Reitweise! Wir sollten uns eins auf die Fahne schreiben: Das Bestmögliche für den Partner Pferd zu erreichen. In diesem Sinne wünsche ich allen Pferdebegeisterten ein frohes und gesegnetes 2013!
Text: Marietta Grade, Katrin Langenbeck Fotos: Marietta Grade, Messe Berlin, Hirschfeld
Da viele Pferdesportler auch Hundebesitzer sind, waren die Vorführungen Horse & Dog Trail mit Marion Rother auch von großem Publikumsinteresse. Der Horse & Dog Trail ist eine Aufgabe für Hundebesitzer mit Pferd, die durch eine sinnvolle Beschäftigung mit Spiel und Spaß eine harmonische Dreiecksbeziehung aufbauen möchten und das unabhängig davon, welche Rasse und Größe der Hund hat.
Reiningtraining für ein Jungpferd war eins der beiden Themen die Etienne Hirschfeld aus Brunne den Besuchern präsentierte. Wie viele Westernreiter hat auch er seine Wurzeln in der klassischen Reitweise. 1990 wechselte er dann erfolgreich in das Lager der Westernreiter. Seine Erfolge, darunter Landesmeistertitel und EWU Reining Champion-Titel, bestätigen, dass dieser Schritt der Richtige war. 2012 erhielt Etienne das Goldene Reitabzeichen, auf der Hippologica die Urkunde zur Ehrenmitgliedschaft in der EWU.
Das zweite Thema hieß „Gibt es Unterschiede zwischen dem Westernreiten und dem Englischreiten?“ Etienne Hirschfeld und Julia Voigtländer, ebenfalls Trägerin des Goldenen Reitabzeichens, Dressurreiterin bis Grand Prix, demonstrierten unter fachkundiger Kommentierung von Jörg Bös, getreu dem Motto Egon von Neindorffs: „Bei uns im Stall werden keine Reitweisen geritten – bei uns im Stall werden PFERDE geritten“, wie sehr wir Menschen uns an Äußerlichkeiten festhalten. Den Pferden machte der Reiterwechsel keine Probleme.
Einen ausführlichen Bericht zum Thema hat uns Jörg Bös freundlicherweise zur Verfügung gestellt:
Die Messe in Berlin war mein letzter Langeinsatz in diesem Jahr. Auf Anregung der EWU Berlin- Brandenburg und dem Reit- und Fahrverband Berlin-Brandenburg war es meine Aufgabe die Unterschiede und Gemeinsamkeiten des Western – und Klassisch Reiten in einem Schaubild darzustellen. Als Reiter hatten sich Julia Voigtländer mit dem Hengst „Royal Rubin“ und Etienne Hirschfeld mit dem Quarter „BD Top Bar“ freundlicherweise zur Verfügung gestellt. Mit diesen beiden Reitern hatten wir sehr gute Repräsentanten ihrer jeweiligen Reitweise, deren Offenheit und Aufgeschlossenheit ein abwechslungsreiches und kurzweiliges Programm incl. Pferdewechsel ermöglichten. Die gut darstellbaren Exterieurmerkmale der beiden Pferde konnten sehr anschaulich die jeweiligen Bewegungsdynamiken abbilden und den Zuschauern zumindest einen groben Einblick in die Zusammenhänge zwischen der Anatomie und die allein daraus resultierenden Unterschiede in den Gängen geben.
Das Ziel in der Warmblutzucht ist ein sich elastisch bewegendes Pferd mit raumgreifenden Bewegungen. Das heutige moderne Dressurpferd mit seiner langen Vorderröhre, seinem höheren Halsansatz, dem längeren schwingenden Rücken und der gut gewinkelten und Sprungfedernähnlichen Hinterhand führen zu einem Pferd mit sehr raumgreifenden Tritten in eleganter Aufrichtung – Im Militäreinsatz (hierauf begründet sich die Warmblutzucht) war dies natürlich zur Optimierung der Truppenbewegung aber auch als sehr imposantes äußeres Erscheinungsbild in der Schlacht gewünscht.
Das Quarterhorse ist ein Arbeitspferd, welches sehr ruhig und gelassen in einer Rinderherde arbeiten können sollte. Es sollte klein und wendig mit eher wenig schwunghaften Bewegungen ausgestattet sein und über eine große Sprintfähigkeit verfügen – so hat man also ein gut bemuskeltes Pferd, mit deutlich kürzerer Vorderröhre, spitzerem Buggelenkwinkel und deutlich tiefer angesetztem Hals gezüchtet. Die Kruppe ist stark abfallend und das Sprunggelenk höher angesetzt. Dies bewirkt eine größere Schubkraft- als Tragkraftentwicklung. Imposant im eigentlichen Sinne musste ein Quarterhorse nicht sein ;- Viele, viele Unterschiede schon bei alleiniger Betrachtung der jeweilig bevorzugten Pferderassen. Hilfengebung, Equipment, hochstilisierte Lebensphilosophien etc. pp. lassen wir mal gerade außen vor, denn das würde jeden Rahmen sprengen……
Wo sind denn nun die Gemeinsamkeiten????? Die Gemeinsamkeit liegt in der Verantwortung, die JEDER Reiter völlig reitweisenunabhängig für das ihm anvertraute Pferd übernimmt, sobald er sich auf dessen Rücken setzt und es zu einem Reitpferd ausbildet bzw. es als solches nutzt. Wir sollten also viel mehr Energie in das Begreifen der funktionell-anatomischen Zusammenhänge und den daraus resultierenden Bedürfnissen unserer Pferde stecken. Anstatt über „die anderen“ mit ihren vermeintlich blasiert aufgerichteten Warmblütern bzw. vermeintlich flach dahinschlurfenden Westernpferden die Nasen zu rümpfen, sollte jeder Reiter doch versuchen, zunächst einmal an sich und seinen Fähigkeiten zum Wohle seines Pferdes zu arbeiten.
Auch auf der Hippologica habe ich mir zum Abschluß des Schaubildes erlaubt Egon von Neindorff zu zitieren, der sagte: „Bei uns im Stall werden keine Reitweisen geritten – bei uns im Stall werden PFERDE geritten“ Dazu sah man einen entspannten Warmbluthengst unter Etienne Hirschfeld auf dem Zirkel galoppieren und den völlig gelassen abschnaubenden Quarter unter Julia Voigtländer fliegend durch die Bahn wechseln.
Dieses Bild hat mich wieder sehr stark darauf aufmerksam gemacht, welche Macht Pferde besitzen uns Menschen einander näher zu bringen. Wenn zu Beginn der Vorstellung noch erstaunte Blicke über das unterschiedliche Aussehen der Pferd-Reiterkombination im Publikum zu sehen war und dies durch den Pferdetausch noch gesteigert wurde, so war es schön zu beobachten, dass zumindest in einigen Gesichtern ein AHA-Effekt zu sehen war, als die Pferde auf diesen so gelassen reagierten. Daran sieht man, wie sehr wir Menschen uns an Äußerlichkeiten festhalten, statt das Wesentliche wahrzunehmen.
Wir sollten uns gerade für das neue Jahr vornehmen, nicht die Unterschiede im Äußerlichen zu suchen, sondern wie die Pferde das Wesentliche in den Focus zu rücken – egal welche Reitweise! Wir sollten uns eins auf die Fahne schreiben: Das Bestmögliche für den Partner Pferd zu erreichen. In diesem Sinne wünsche ich allen Pferdebegeisterten ein frohes und gesegnetes 2013!
Text: Marietta Grade, Katrin Langenbeck Fotos: Marietta Grade, Messe Berlin, Hirschfeld