16.11.2012 15:20

Seminar "Losgelasen sitzen, effektiv einwirken" mit Beate Altenkirch

Alle verfügbaren Teilnehmerplätze waren belegt, als am 3.11. Ausbilderin und Richterin Beate Altenkirch ihr Seminar im Reitsportpark Dallgow abhielt. “Mit Leichtigkeit zum losgelassenen Sitz. Nur der ausbalancierte Reiter kann sein Partner Pferd bis zur Losgelassenheit gymnastizieren.” Nach diesem Grundsatz arbeitet Altenkirch mit Pferden und Reitern. Das Ziel dieser Arbeit ist ein harmonisches Zusammenspiel zwischen Reiter und Pferd auf Grundlage der Skala der Ausbildung.
Beate Altenkirch ist Pferdewirtschaftsmeisterin und Bewegungstrainerin nach Eckart Meyners. Die Zusatzqualifikation für Berufsausbilder „Bewegungstrainer EM“ ist geschaffen worden, um die Reitausbilder zu unterstützen, ihren Unterricht effektiver zu gestalten. Ein Grund war die Professionalisierung der Berufsausbilder, die zwar umfassend in der Thematik Pferd ausgebildet werden, den Reiter bisher aufgrund der Ausbildungsrichtlinien nicht auf dem Hintergrund der Bewegungs-/Trainingslehre und Sportpädagogik genügend im Blick hatten. Die Reitlehre ist eine Ausbildungslehre für das Pferd, um es sachgerecht auszubilden, damit es so lange wie möglich gesund bleibt (Tierschutz), es selbst (und auch der Reiter) an gemeinsamen Bewegungen Freude hat. Eckart Meyners hat über Jahre ein System entwickelt, das auf dem Hintergrund eines bestimmten Menschenbildes dem Reiter helfen kann, sich relativ schnell seiner Bewegungsprobleme bewusst zu werden und mit Hilfe von elementaren Bewegungen diese Schwierigkeiten auszumerzen. Aus diesen Gründen ist das Bewegungskonzept von Meyners als eine integrative Methode anzusehen, den Reiter so gemäß seinem System mit Hilfe elementarer Bewegungsaufgaben (Übungen) zu verändern, dass er die originären Bewegungsabläufe spüren kann, um ausgehend von diesen Wahrnehmungen aufs Pferd sachgerecht einwirken zu können. Nur auf diesem Wege kann ein Dialog zwischen Reiter und Pferd entstehen.
Welche Methoden sind geeignet und praktikabel, den losgelassenen Sitz im Training immer wieder zu erarbeiten und die Geschmeidigkeit zu fördern? Antworten in Praxis und Theorie erhielten die Teilnehmer bei diesem Seminar. Nach der Begrüßung folgte gleich der erste Praxisteil, in dem zwei Reiter ihre Pferde vorstellten. Beate Altenkirch nahm zuerst eine Bestandsaufnahme vor, kommentierte die Ritte, kommunizierte mit den Reitern, die z.B. Übungen gleich umsetzen konnten und Änderungen für alle Beobachter sofort sichtbar und nachvollziehbar wurden. Die Ritte wurden auch zur späteren Analyse auf Video aufgenommen. Die nachfolgende Theorie konnte somit gleich mit Praxisbeispielen verknüpft werden. "Es gibt keine Fehler!" Mit dieser Aussage eröffnete Altenkirch ihren Vortrag und forderte die Teilnehmer auf, ihre Erwartungen zu äußern. Damit wurde ein Dialog, und somit ein Feedback, zwischen Referentin und Teilnehmern hergestellt, der für beide Seiten lehrreich ist. Die Skala der Ausbildung von Pferd und Reiter bildet eine Grundlage. Und die Frage, warum man den losgelassenen Sitz anstreben sollte, lässt sich mit Prävention für Pferd und Reiter, sowie einem harmonische Gesamtbild beantworten. "Der gute Sitz ist Pflicht eines jeden Reiters!" Dieser Spruch ist nicht neu, aber über Jahrzehnte zutreffend. 
Besonders in der Videoanalyse zeigt sich oft die Diskrepanz zwischen Selbsteinschätzung und Realität. Häufig nehmen Reiter ihre körperlichen Fähigkeiten anders wahr. Die innere Einstellung spielt für die Wirkung nach außen eine große Rolle. Wer z.B. durch Angst verkrampft ist oder zu sehr dem Streben nach vermeintlicher Perfektion nachgeht, kann nicht losgelassen im Sattel agieren. Ebenso sind beim Reiten der Einsatz aller Sinne sowie der Gleichgewichtssinn erforderlich. Ohne Gleichgewicht ist kein Bewegungslernen möglich. Durch verschiedene Methoden kann der Ausbilder das Training der Sinne fördern. Dazu kommen auch Hilfsmittel wie die "Lochbrille" zum Einsatz. Durch die Einschränkung des Gesichtsfeldes wird eine Konzentration, die Erhöhung der Schärfentiefe, erzielt. Der Reiter wird quasi temporär abgeschirmt von äußeren Einflüssen. Ein anderes Hilfsmittel ist der Balimo. Um die Beweglichkeit des Beckens als die zentrale Kommunikationsstelle zwischen Reiter und Pferd zu verbessern, wurde er von Eckart Meyners entwickelt. Dieser Stuhl führt zu einer erhöhten Beweglichkeit im Becken, fördert das Gleichgewicht und die Sensibilität für den gesamten Körper, führt den Menschen durch Stimulierung der nicht willentlich beeinflussbaren Muskeln zu einer natürlichen aufrechten Haltung auf dem Pferd und im Alltag, reaktiviert Körperbereiche, die lange Zeit nicht mehr aktiv an Ganzkörperbewegungen beteiligt waren. Vorbereitende Aufwärm- Koordinations- und Konditionsübungen sowie grundlegende Reittechniken sind ebenfalls für den losgelassenen Sitz und damit die effektive Einwirkung auf das Pferd anzuwenden.  
Sicher ist eine Umstellung oder ein Umdenken kein leichter oder schneller Prozeß, die Teilnehmer des Seminars konnten viele Erkenntnisse und Anregungen mitnehmen. Ein weiteres Seminar ist in Zusammenarbeit mit dem Landesverband bereits in Planung. Auch Reitanlagen oder Vereine können Seminare oder Lehrgänge bei Beate Altenkirch buchen. Voraussetzung sind mindestens vier Teilnehmer, Kontakt Mobil 0172 – 398 31 11 oder e-mail beate.altenkirch@gmx.de Text: Marietta Grade, www.bewegungstrainer-em.org  Fotos: Marietta Grade