22.11.2012 13:54

Richterreise nach Polen: Von Drzonków nach Iwno

Auf den Spuren deutsch-polnischer Geschichte begaben sich 27 Pferdefreunde bei der traditionellen Richterreise. Wroslaw (einst Breslau) und Poznan (Posen), die viert- und fünftgrößten Städte des Nachbarlandes (gemessen an Einwohnern), hatten Organisator Joachim Krosch und seine Frau Karin ausgesucht. Beide Metropolen werden durch viele Studenten geprägt (ein Fünftel der Bevölkerung), die hier vor allem das Nachtleben auf den historischen Marktplätzen prägen.

Trotz vieler Kriegsschäden vor knapp 70 Jahren haben beide Städte viele Sehenswürdigkeiten zu bieten. In Poznan, Geburtsstätte des polnischen Königreiches vor etwa 1000 Jahren, wird das vor 250 Jahren zerstörte Schloss wiederaufgebaut. Die Jahrhunderthalle in Breslau, errichtet 1913, zählt zu den monumentalen  Baudenkmälern Europas und ist eine Stätte sportlicher und kultureller Begegnungen. Hier erlebt der Besucher Geschichte zum Anfassen. Doch auch der Dom und die Aula der Universität, die Leopoldina, sowie der Schweidnitzer Keller im Rathaus sind Sehenswürdigkeiten der niederschlesischen Hauptstadt, die sich die Gäste aus Berlin und Brandenburg nicht entgehen ließen.  

Und auch die Pferde kamen nicht zu kurz. Zu  einer reiterlichen Begegnungsstätte zwischen Polen und Deutschen ist das Woiwodschaftszentrum für Sport und Erholung in Drzonków, der ersten Station der diesjährigen Richterreise, geworden. Sieben Kilometer von Zielona Góra (früher Grünberg) entfernt hat sich in den vergangenen Jahren ein modernes Areal des Fünfkampfs auf knapp 40 Hektar entwickelt. Eine halbe Million aus dem Euro-Fond flossen bisher in Klein- und Großprojekte. Deutsche Partner von Drzónkow kommen aus Cottbus-Sielow, Forst und Münchehofe. Über vier Turniere wird jährlich der Pokal der Euroregion ausgetragen. Doch das Ende ist noch nicht erreicht. Weitere zwei Millionen Euro sollen in den Ausbau von weiteren 50 Boxen und einer Reithalle investiert werden. Damit würde sich die Kapazität verdoppeln.

Mit dem Besuch des polnischen Vollblutgestüts Iwno, eins von drei staatlichen Betrieben seiner Art in Polen, endete die hippologische Reise der Pferdefreunde aus Berlin und Brandenburg. Magda Zurowka, eine Pferdefrau, die mit Begeisterung ihre Zuhörer in ihren Bann zog, führte die Gäste durch das 100 Jahre alte Gestüt, das heute wie viele sich in der Marktwirtschaft behaupten muss. Eine Rinderherde verbessert jedoch die Betriebsbilanz des Gestüts. Gezüchtet werden in Iwno aber in erster Linie Vollblutpferde für die Galopp-Rennbahn in Warschau. Danach geht der Vierbeiner wieder zurück in die Zucht, in den Sport oder ins Ausland als Schlachtpferd. Der Pferdebestand wurde in den vergangenen Jahren von 300 auf 100 reduziert. Vier Hengste stehen in den Boxen, zwei sind nur zum Abprobieren der Stuten da. Der Star ist der 18-jährige Tempelwächter. Absetzer und Jährlinge werden in Gruppen auf großzügigen Weiden und Laufboxen gehalten. Bekannt im Fernsehen wurde das Gestüt übrigens durch Aufnahmen der Serie „Hengst Karino“.  

Text: Hans-Joachim Begall                 

Bild-977 Bild-977

Reitanlage Drzonkow Polen