11.11.2011 00:25

Richterreise 2011

Wie in jedem Jahr hatten Karin und Joachim Krosch am letzten Wochenende im Oktober alle Richter und Freunde des Pferdesports zur „Richterfahrt“ -  der 33. in Folge -  eingeladen.  Leider scheint das im Pferdesportverband noch nicht angekommen zu sein – denn man organisiert zu eben diesem Termin eine Richterweiterbildung in Großbeeren ….
Die erste Station unserer Reise war Celle. Nach einem Bummel durch die schöne Altstadt besuchten wir das Landgestüt Celle. Wir konnten eine praxisbezogene Führung durch einen erfahrenen Deckstellenleiter erleben.  Dabei kam der Stolz auf diese, die Hannoversche Pferdezucht prägende Einrichtung, wie auch die Sorge um die Zukunft der traditionellen Anlage zum Ausdruck.
200 Landbeschäler stehen den Züchtern auf 40 Deckstellen zur Verfügung. Doch in einer Zeit, in der Sperma eines jeden gekörten Hengstes zu jeder Zeit an jedem Ort zu erhalten ist, muss auch ein  staatliches Landgestüte neue Wege gehen. Die jährlichen Hengstparaden und viele Veranstaltungen in der seit 1735 bestehenden Landgestütsanlage mit ihren historischen Kutschen,  Zaumzeug und Uniformen ziehen immer mehr Besucher an. Die Rattenfängerstadt Hameln überraschte uns mit einer außergewöhnlichen Stadtführung. Der Rattenkönig hatte uns voll im Griff – animierte uns zum Rattentanz, ließ „Rattengift“ verteilen, lehrte Rattengesetze und zeigte dabei so ganz nebenher seine historische Stadt. 
Am Sonnabend führte uns die Fahrt nach Bückeburg durch das herbstlich gefärbte Weserbergland. Die Besichtigung des Hubschraubermuseums – mit über 40 Originalhubschraubern aus aller Welt und hunderten von Modellen und Komponenten -  war nicht nur für  Techniker interessant.  Schon 1483 bewies Leonardo da Vinci mit seinem  Modell “Helix Pteron“  (Schraubenflug) die Möglichkeit eines Senkrechtstarts. Viele Tüftler haben sich jahrhunderte lang mit dieser Idee beschäftigt, doch erst im 20. Jahrhundert wurde ein Senkrechtstart sicher. Nach einem Stadtbummel, der Besichtigung des Schlosses der Fürsten von Schaumburg Lippe, waren wir Gäste der fürstlichen Hofreitschule. Im 18. Jahrhundert befand sich hier ein namhaftes Reitkunstzentrum, war Heimat der einst berühmten „Bückeburger Rasse“. Im 1610 erbauten Reithaus zeigten zufrieden gehende Hengste Lektionen der Hohen Schule.  In Barockkostümen – die Zügel in der linken, die dünne Touchiergerte aufrecht stehend  in der rechten Hand stellten drei Damen und der Reitmeister  Lusitano-,  Berber-  Andalusier-  und Knabstrupper Hengste vor. Beeindruckend der abschließende Fechtkampf zu Pferde, bei der u. a.  kurze, schnelle Wendungen, Seitengänge und Galopp auf der Stelle erforderlich sind. Die barocke Reitkunst lehrt die  Leichtigkeit der Hilfen, das  Pferd beim Reiten nicht zu stören, und durch viel Lob die Lektionen freiwillig auszuführen. Die menschenfreundlichen Pferde störte weder der Beifall noch die hautnahe Begegnung mit ihren Fans. Die Besichtigung des historischen Marstalls, mit seinen großen Boxen, den barocken Sätteln und Trensen aus fürstlichem Besitz,  sowie eine kleine Falkner-Vorstellung gefiel ebenso. Der letzte Tag führte uns nach Hildesheim. Der Marktplatz, gesäumt von aufwändig gestalteten Fachwerkhäusern, barocken Fassaden und dem altehrwürdigen  Rathaus  beeindruckten uns. Das Erstaunen war groß, als die Stadtführerin von der Bombardierung der Stadt im März 1945 berichtete. 85 % der Stadt lag anschließend in Trümmern. Bis 1989 hat es gedauert und viel Mühe und Geld gekostet, bis der Marktplatz in jetziger (alter) Schönheit wieder entstand. Im ebenfalls wieder aufgebauten „Knochenhauer Amtshaus“, dem ehemaligen Gildehaus der Fleischer, konnten wir zu Mittag essen und die Innenarchitektur des alten Fachwerks bewundern. Mit  vielen interessanten Eindrücken erreichten wir zufrieden am Sonntagabend Berlin.
Text: Ulrike Lutz Foto: Privat