23.04.2013 10:57
Reiter Forum Berlin 2013
Das Mercedes Benz Reiter Forum in Berlin 2010 war mit rund 1200 Besuchern das bisher erfolgreichste. 2013 konnte diese Zahl bei den Anmeldungen in Rekordzeit erreicht werden. Folge: bereits nach einer Woche konnten keine Anmeldungen mehr angenommen werden, da die Niederlassung am Salzufer sonst aus allen Nähten geplatzt wäre. "Wir wären locker auf 2000 Gäste gekommen, sowas hab ich in bisher über 700 Veranstaltungen nicht erlebt", so Initiator Frank Henning. Mit den Referenten Meredith Michaels-Beerbaum und Reitmeister Jean Bemelmans hatte Henning das Interesse der Berlin-Brandenburger Pferdesportler geweckt.
Ganz nach dem Motto "Ladies first" durfte die deutsch-amerikanische Springreiterin und vierfache Deutsche Meisterin Meredith Michaels-Beerbaum den Anfang machen. Gleich zu Beginn entschuldigte sich die Referentin, die gerade nach einem mehrwöchigen Aufenthalt aus ihrer Heimat USA nach Deutschland zurückgekehrt war, für ihre nicht ganz perfekte deutsche Ausdrucksweise. "Mein Weg mit den Pferden in den Sport" war das Grundthema des Vortrags, der wie immer, mit vielen Videos unterlegt war. Meredith Michaels-Beerbaum ist die Tochter des Regisseurs Richard Michaels und der Schauspielerin Kristina Hansen. Mit sieben Jahren lernte sie reiten. Sie studierte Politikwissenschaften an der Princeton University, bevor sie 1991 zum Reittraining bei Paul Schockemöhle nach Deutschland kam. Am 5. Juni 1998 heiratete sie den Springreiter Markus Beerbaum und nahm vier Wochen später die deutsche Staatsbürgerschaft an. Ihren reiterlich internationalen Durchbruch hatte sie mit dem nur 1,59 m großen Hengst Quick Star. Mit diesem gewann sie sowohl ihren ersten Großen Preis (1989 in Wellington (Florida)) als auch später internationale Große Preise in Europa. "Das Motto von Quick Star im Parcours lautete lieber tot als zweiter", erklärte Michaels-Beerbaum den staunenden Zuschauern das Tempo ihrer Ritte und die atemberaubenden Wendungen. Mit dem Hengst der Rasse Selle Français (Vater: Galoubet A, Mutter: Stella v. Nithard), erlebte sie Höhen und Tiefen und machte wertvolle Erfahrungen. Sie war 1999 die erste Frau, die für ein deutsches Championatsteam nominiert wurde. Mit ihrem damaligen Top-Pferd Stella gewann sie als beste deutsche Teilnehmerin mit ihrer Equipe bei den Europameisterschaften in Hickstead die Goldmedaille. Des Weiteren war sie auch die erste Frau, die die Weltrangliste der Springreiter anführte (Dezember 2004). Den Partner Pferd wirklich kennen und ihm vertrauen, niemals aufgeben, Geduld haben und sich in schlechten Phasen kümmern, das sind einige der Grundsätze, für die es jeweils Videobeispiele gab. 2006 war sie als erste Frau Mitglied einer deutschen Springerequipe beim Mannschafts-Springen einer Weltmeisterschaft und gewann dort mit der Mannschaft die Bronzemedaille. Sie schaffte als einziges Mitglied der deutschen Equipe den Einzug ins Finale der besten vier Reiter mit Pferdewechsel. Dort legte sie auf allen Pferden eine fehlerfreie Runde vor, hatte dann aber im Stechen um die Medaillen mit ihrem nervösen Pferd Shutterfly einen Abwurf und gewann somit die Bronzemedaille. Da der sensible Shutterfly extreme Probleme mit dem ungewohnten Reiterwechsel hatte, beschloß Michaels-Beerbaum, ihn nie wieder in einem Championat mit Pferdewechsel zu reiten. Ein Versprechen dem Lebewesen Pferd gegenüber, das sie bis zu seiner großen Verabschiedung aus dem Sport 2011 auf dem CHIO in Aaachen gehalten hat. Stilvoll, im großen Rahmen nach seinem letzten großen Sieg wurde der 18jährige Wallach in den verdienten Ruhestand verabschiedet. Nicht nur dafür gab es donnernden Applaus in Berlin.
Nach einer Pause mit Getränken und Brezeln, übernahm Reitmeister Jean Bemelmans das Mikrofon. Bemelmans (63), zuhause in Krefeld mit gepachteten Boxen auf Gut Landfrieden am Rande von Düsseldorf: „Ich habe in meiner reiterlichen Karriere viel von den Pferden lernen können. Ich bin immer für Neues empfänglich, das reizt mich." Wahrscheinlich ist das auch die Erklärung, warum Bemelmans 2013 doch wieder eine neue Aufgabe als französischer Nationalcoach übernahm. Nach 15 Jahren gab er den Job als Bundestrainer der spanischen Equipe auf, wollte er zunächst nur noch einen kleinen Kreis von Kunden trainieren, alles ruhiger angehen lassen.
Der gebürtige Belgier kam 17-jährig nach Deutschland und absolvierte eine Pferdewirtlehre bei der Ausbilderlegende Robert Schmidtke. 1984 nahm Bemelmans die deutsche Staatsangehörigkeit an und wurde im gleichen Jahr Deutscher Meister der Berufsreiter Dressur. Im folgenden Jahr belegte er im Championat der Berufsreiter den zweiten Platz. In den Jahren 1987, 1988 und 1990 wurde er bei den Deutschen Meisterschaften Dressur jeweils Dritter. Seine erfolgreichsten Pferde waren die Hannoveraner Angelino, Amazonas und Americo mit denen er insgesamt sechs Jahre dem A-Kader Dressur angehörte. Im Jahr 1989 legte er erfolgreich die Prüfung zum Reitmeister ab. Seine eigene Reitsportkarriere beendete Bemelmans im Jahr 1998.
Die Ausbildung eines Pferdes erfolgt in drei Teilen. Die erste Phase in der Skala der Ausbildung im Alter zwischen drei und fünf Jahren, die nächste Stufe fünf- bis siebenjährig und ab acht Jahren folgt die restliche Ausbildung in höheren Klassen bzw. Lektionen. Pferde brauchen Bewegung, müssen artgerecht gehalten und ausgebildet werden. Hierzu zitierte Bemelmans den legendären Reitmeister Harry Boldt:" Für die Pflege und das Versorgen der Pferde ist der Reiter verantwortlich." Bemelmans ist Befürworter des täglichen Weidegangs auch für Sportpferde. Eine Aussage, nach der zwar applaudiert wurde, allerdings ist die Realität in den Turnierställen oftmals eine andere. "Pferde sind klug, sie denken mit und haben Spaß an der Arbeit und am Umgang mit Menschen. Was ist ein gutes Pferd? Man erkennt es an seiner Intelligenz und an der positiven Einstellung. Wenn ein Pferd keine Lust hat, wenn es Sie nicht mag, haben Sie verloren. Das Pferd muss bereits sein, für den Reiter zu arbeiten, ohne Zwang! Wenn ich mich auf ein junges Pferd setze, die Zügel aufnehme, und es wird immer langsamer, dann bin ich schon gewarnt. Ein Pferd muss loslaufen wollen, Spaß beim Reiten haben und mitdenken. Die Qualität eines Pferdes zeigt sich, wenn es vor schwierige Aufgaben gestellt wird. Und, ganz wichtig: Pferden gegenüber muss man locker bleiben und seinen eigenen Ehrgeiz kontrollieren. Ein Pferd muss man überzeugen, von sich aus ist es nicht so besonders ehrgeizig."
Damit stimmt Jean Bemelmans mit Gastgeber Frank Henning überein, der am Beginn jeder Veranstaltung seinen Lieblingssatz zitiert : "Ein Pferd ist nicht zum Reiten geboren." Allerdings dürfte die Rekordzahl der Anmeldungen 2013 auch bei Henning den Ehrgeiz geweckt haben, auch 2014 wieder die Mercedes Benz Welt zu füllen.
Text: Marietta Grade,Wikipedia Fotos: Marietta Grade,Mercedes Benz Welt Berlin
Ganz nach dem Motto "Ladies first" durfte die deutsch-amerikanische Springreiterin und vierfache Deutsche Meisterin Meredith Michaels-Beerbaum den Anfang machen. Gleich zu Beginn entschuldigte sich die Referentin, die gerade nach einem mehrwöchigen Aufenthalt aus ihrer Heimat USA nach Deutschland zurückgekehrt war, für ihre nicht ganz perfekte deutsche Ausdrucksweise. "Mein Weg mit den Pferden in den Sport" war das Grundthema des Vortrags, der wie immer, mit vielen Videos unterlegt war. Meredith Michaels-Beerbaum ist die Tochter des Regisseurs Richard Michaels und der Schauspielerin Kristina Hansen. Mit sieben Jahren lernte sie reiten. Sie studierte Politikwissenschaften an der Princeton University, bevor sie 1991 zum Reittraining bei Paul Schockemöhle nach Deutschland kam. Am 5. Juni 1998 heiratete sie den Springreiter Markus Beerbaum und nahm vier Wochen später die deutsche Staatsbürgerschaft an. Ihren reiterlich internationalen Durchbruch hatte sie mit dem nur 1,59 m großen Hengst Quick Star. Mit diesem gewann sie sowohl ihren ersten Großen Preis (1989 in Wellington (Florida)) als auch später internationale Große Preise in Europa. "Das Motto von Quick Star im Parcours lautete lieber tot als zweiter", erklärte Michaels-Beerbaum den staunenden Zuschauern das Tempo ihrer Ritte und die atemberaubenden Wendungen. Mit dem Hengst der Rasse Selle Français (Vater: Galoubet A, Mutter: Stella v. Nithard), erlebte sie Höhen und Tiefen und machte wertvolle Erfahrungen. Sie war 1999 die erste Frau, die für ein deutsches Championatsteam nominiert wurde. Mit ihrem damaligen Top-Pferd Stella gewann sie als beste deutsche Teilnehmerin mit ihrer Equipe bei den Europameisterschaften in Hickstead die Goldmedaille. Des Weiteren war sie auch die erste Frau, die die Weltrangliste der Springreiter anführte (Dezember 2004). Den Partner Pferd wirklich kennen und ihm vertrauen, niemals aufgeben, Geduld haben und sich in schlechten Phasen kümmern, das sind einige der Grundsätze, für die es jeweils Videobeispiele gab. 2006 war sie als erste Frau Mitglied einer deutschen Springerequipe beim Mannschafts-Springen einer Weltmeisterschaft und gewann dort mit der Mannschaft die Bronzemedaille. Sie schaffte als einziges Mitglied der deutschen Equipe den Einzug ins Finale der besten vier Reiter mit Pferdewechsel. Dort legte sie auf allen Pferden eine fehlerfreie Runde vor, hatte dann aber im Stechen um die Medaillen mit ihrem nervösen Pferd Shutterfly einen Abwurf und gewann somit die Bronzemedaille. Da der sensible Shutterfly extreme Probleme mit dem ungewohnten Reiterwechsel hatte, beschloß Michaels-Beerbaum, ihn nie wieder in einem Championat mit Pferdewechsel zu reiten. Ein Versprechen dem Lebewesen Pferd gegenüber, das sie bis zu seiner großen Verabschiedung aus dem Sport 2011 auf dem CHIO in Aaachen gehalten hat. Stilvoll, im großen Rahmen nach seinem letzten großen Sieg wurde der 18jährige Wallach in den verdienten Ruhestand verabschiedet. Nicht nur dafür gab es donnernden Applaus in Berlin.
Nach einer Pause mit Getränken und Brezeln, übernahm Reitmeister Jean Bemelmans das Mikrofon. Bemelmans (63), zuhause in Krefeld mit gepachteten Boxen auf Gut Landfrieden am Rande von Düsseldorf: „Ich habe in meiner reiterlichen Karriere viel von den Pferden lernen können. Ich bin immer für Neues empfänglich, das reizt mich." Wahrscheinlich ist das auch die Erklärung, warum Bemelmans 2013 doch wieder eine neue Aufgabe als französischer Nationalcoach übernahm. Nach 15 Jahren gab er den Job als Bundestrainer der spanischen Equipe auf, wollte er zunächst nur noch einen kleinen Kreis von Kunden trainieren, alles ruhiger angehen lassen.
Der gebürtige Belgier kam 17-jährig nach Deutschland und absolvierte eine Pferdewirtlehre bei der Ausbilderlegende Robert Schmidtke. 1984 nahm Bemelmans die deutsche Staatsangehörigkeit an und wurde im gleichen Jahr Deutscher Meister der Berufsreiter Dressur. Im folgenden Jahr belegte er im Championat der Berufsreiter den zweiten Platz. In den Jahren 1987, 1988 und 1990 wurde er bei den Deutschen Meisterschaften Dressur jeweils Dritter. Seine erfolgreichsten Pferde waren die Hannoveraner Angelino, Amazonas und Americo mit denen er insgesamt sechs Jahre dem A-Kader Dressur angehörte. Im Jahr 1989 legte er erfolgreich die Prüfung zum Reitmeister ab. Seine eigene Reitsportkarriere beendete Bemelmans im Jahr 1998.
Die Ausbildung eines Pferdes erfolgt in drei Teilen. Die erste Phase in der Skala der Ausbildung im Alter zwischen drei und fünf Jahren, die nächste Stufe fünf- bis siebenjährig und ab acht Jahren folgt die restliche Ausbildung in höheren Klassen bzw. Lektionen. Pferde brauchen Bewegung, müssen artgerecht gehalten und ausgebildet werden. Hierzu zitierte Bemelmans den legendären Reitmeister Harry Boldt:" Für die Pflege und das Versorgen der Pferde ist der Reiter verantwortlich." Bemelmans ist Befürworter des täglichen Weidegangs auch für Sportpferde. Eine Aussage, nach der zwar applaudiert wurde, allerdings ist die Realität in den Turnierställen oftmals eine andere. "Pferde sind klug, sie denken mit und haben Spaß an der Arbeit und am Umgang mit Menschen. Was ist ein gutes Pferd? Man erkennt es an seiner Intelligenz und an der positiven Einstellung. Wenn ein Pferd keine Lust hat, wenn es Sie nicht mag, haben Sie verloren. Das Pferd muss bereits sein, für den Reiter zu arbeiten, ohne Zwang! Wenn ich mich auf ein junges Pferd setze, die Zügel aufnehme, und es wird immer langsamer, dann bin ich schon gewarnt. Ein Pferd muss loslaufen wollen, Spaß beim Reiten haben und mitdenken. Die Qualität eines Pferdes zeigt sich, wenn es vor schwierige Aufgaben gestellt wird. Und, ganz wichtig: Pferden gegenüber muss man locker bleiben und seinen eigenen Ehrgeiz kontrollieren. Ein Pferd muss man überzeugen, von sich aus ist es nicht so besonders ehrgeizig."
Damit stimmt Jean Bemelmans mit Gastgeber Frank Henning überein, der am Beginn jeder Veranstaltung seinen Lieblingssatz zitiert : "Ein Pferd ist nicht zum Reiten geboren." Allerdings dürfte die Rekordzahl der Anmeldungen 2013 auch bei Henning den Ehrgeiz geweckt haben, auch 2014 wieder die Mercedes Benz Welt zu füllen.
Text: Marietta Grade,Wikipedia Fotos: Marietta Grade,Mercedes Benz Welt Berlin