17.05.2012 00:37

Preis der Besten - Voltigiersport in Münchehofe

Am 5. und 6. Mai 2012 waren die besten Voltigierer Deutschlands zu Gast auf der Anlage des LRV Münchehofe. Der „Preis der Besten“ ist neben der Deutschen Meisterschaft und der Deutschen Jugendmeisterschaft die bundesweit hochkarätigste Veranstaltung des Voltigiersports in Deutschland.
Es war ein Duell auf ganz hohem Niveau am Rande Berlins: Nach drei Wertungsumläufen trennten die beiden deutschen Topteams der vergangenen Jahre lediglich 22 Tausendstel. 8,435 Punkte für Neuss-Grimlinghausen. 8,413 Zähler für den VV Ingelsberg. Damit setzte sich der amtierende Europameister vom Landesverband Rheinland im ersten direkten Vergleich der Saison 2012 hauchdünn durch. Die Mannschaft von Trainerin und Longenführerin Jessica Schmitz war auf Arkansas mit einem Sieg im Pflichtumlauf und drei Zehntel Vorsprung in den Wettkampf gestartet. Der erste Kürwettbewerb ging anschließend an die Bayern von Trainer und Longenführer Alexander Hartl, die auf Adlon vor allem mit spektakulären dynamischen Übungskombinationen glänzten. Im abschließenden Kürumlauf, in dem die Neusser deutlich mehr Sicherheit ausstrahlten konnten, lagen beide Teams schließlich nahezu gleichauf. Die größte Differenz sah das Richtergremium laut neuen internationalen Wertungssystem in der Artistic-Note, die unter anderem durch die Gestaltung bestimmt wird. In diesem Bereich rangierten die Neusser im ersten Durchgang fast 1,5 Punkte hinter Ingelsberg. In Durchgang zwei betrug der Abstand – trotz nahezu identischem Inhalt der jeweiligen Küren – an einem anderen Richtertisch nur noch etwa 0,3 Punkte. Die Gründe für derart große Abweichungen blieben vielen Aktiven unklar. Auch das neue System, das die einzelnen Teilbereiche der Gesamtnote separat auf vier Richter verteilt, sorgte noch für Unklarheit im Kreise zahlreicher Ausbilder. Chefrichterin Helma Schwarzmann zeigte sich zuversichtlich, begrüßte das neue Verfahren. „Es ist von großem Vorteil, sich auf einen Bereich konzentrieren zu können“, sagte die ehemalige Bundestrainerin. Ob und welche Vorteile sich künftig für die objektivere Bewertung der Voltigierer ableiten lassen, wird sich aber voraussichtlich erst im Laufe der weiteren internationalen Wettbewerbe herauskristallisieren. Die Nominierungsentscheidung verschob die Arbeitsgruppe Spitzensport angesichts der Leistungsdichte beider Mannschaften auf das internationale Turnier in Krumke (Sachsen-Anhalt) vom 15. – 17. Juni. „Die Teams lagen praktisch und faktisch gleichauf. Wir benötigen weitere Informationen, wie sich Neuss und Ingelsberg in den bevorstehenden Wochen entwickeln“, erläuterte Bundestrainerin Ulla Ramge. So knapp die Entscheidung bei den Mannschaften ausfiel, so eindeutig waren die Siege in den beiden Einzelwettbewerben. Kristina Boe (Hamburg) glänzte beim ersten gesamtnationalen Vergleich auf Le Beau (Longe: Winnie Schlüter) mit bestechender Form. Die Medizinstudentin schob sich bereits zum Pflichtauftakt auf Platz eins, den sie im Verlauf aller vier Umläufe behauptete und schließlich mit über fünf Zehntel Punkten Vorsprung gewann. Am ehesten mithalten konnte Regina Burgmayr auf Cappucino (Alexander Hartl), die sich unter anderem mit neuer Risikobereitschaft beim Abgang und flüssigen Übungskombinationen nach ihrer WM-Teilnahme 2008 wieder in den Favoritenkreis für einen Einzel-Championatsplatz voltigierte (7,99). Auch Platz drei ging nach Bayern. Jennifer Braun erreichte auf Willow (Verena Rosenkranz) 7,884 Punkte. Bei den Herren setzte sich der amtierende Deutsche Meister mit fast vier Zehntel Punkten Vorsprung durch. Erik Oese vom Landesverband Sachsen gewann auf Calvador (Andreas Bäßler) alle vier Umläufe und kam seinem ersten Championatsstart in der Einzelkonkurrenz mit 8,223 Zählern einen großen Schritt näher. Viktor Brüsewitz (Garbsen), EM-Dritter aus dem vergangenen Jahr, rangierte auf Rockard H (Silke Gedien) mit 7,886 Punkten auf Platz zwei, gefolgt von Benjamin Kley (Salzmünde) auf Rio Grande (Franziska Mauff). Einige Einzelvoltigierer, unter anderem Preis-der-Besten-Sieger Oese, sind auf der aktuellen Longlist ohne ihre Pferde vermerkt. Bundestrainerin Ulla Ramge dazu: „Einige Pferde sieht das Gremium in Absprache mit unserem Mannschaftstierarzt Dr. Augusto Fernandez derzeit nicht auf Championats-Niveau. Dabei entspricht der Ausbildungsstand der Pferde nicht dem der Voltigierer. Wir werden nun gemeinsam nach weiteren Optionen für die bestreffenden Voltigierer suchen.“ Im Doppelvoltigieren kamen die Sieger – wie bereits in den vergangenen Jahren – aus Baden-Württemberg. Theresa-Sophie Bresch (Tübingen), die auch im Einzel auf der Longlist steht, gewann mit ihrem Partner Daniel Rein auf Cyrano (Doris Marquart). Das Duo erhält damit einen Startplatz für das CVI*/*** in Krumke. Ebenso wie die Zweitplatzierten Johanna Schumann und Martina Köhler vom Landesverband Schleswig-Holstein, die auf Freaky Francis turnten. Text: FN / Daniel Kaiser Longlist Teams
RSV Neuss-Grimmlinghausen mit Arkansas (Longenführerin Jessica Schmitz), VV Ingelsberg mit Adlon (Alexander Hartl)
Longlist Damen
Kristina Boe (Hamburg) mit Le Beau (Winnie Schlüter), Regina Burgmayr (Kastenseeon) mit Cappucino (Alexander Hartl), Jennifer Braun mit Willow (Verena Rosenkranz), Theresa-Sophie Bresch (Tübingen) mit Cyrano (Doris Marquat), Pia Engelberty (Köln) mit Weltoni RS von der Wintermühle (Alexandra Knauf), Corinna Knauf (Köln) mit Weltoni RS von der Wintermühle (Alexandra Knauf), Christine Kuhirt mit Fuzzy (Stefan Lotzmann), Sarah Kay
Longlist Herren
Viktor Brüsewitz (Garbsen) mit Rockard H (Silke Gedien), Torben Jacobs (Köln) mit Flash-back (Alexandra Knauf), Erik Oese (Radebeul), Benjamin Kley (Salzmünde)
Die endgültigen Entscheidungen fallen auf dem CVI*** in Krumke (Teams) und dem CHIO in Aachen (Einzel).