20.11.2013 23:46
Lektionen betrachten und beurteilen lernen mit Rolf Petruschke
Korrekt „gerittene“ Lektionen sind ein unumgängliches Kriterium zur Beurteilung für die Dressurarbeit. Aber wer kennt das nicht, Richter, Ausbilder und Reiter – und drei verschiedene Einschätzungen der gezeigten Lektionen - sind wir alle auf dem richtigen Weg oder gibt es verschiedene Auffassungen? Lektionen in Dressuraufgaben sind stets ein Prüfstein für die korrekte Ausbildung des Pferdes und kein Selbstzweck. Die Urteile eines Turnierrichters „Eine Sieben für den Schritt“, „Fünf für die Hinterhandwendung“ beruht auf Zusammenhängen, die aus der Reitlehre abgeleitet werden können. Die systematische Ausbildung des Pferdes, der (hippo-)logische Aufbau der Lernstufen bis zu Seitengängen und Lektionen der Mittelschweren Klasse war ebenso Gegenstand des Seminars wie die Beurteilung in Prüfungssituationen. Ein durchaus spannendes Thema, auch für kontroverse Diskussionen, das Referent Rolf Petruschke mit nach Berlin brachte.
Gebürtig aus Hohenahr, geb. 1964, hat sich Pferdewirtschaftsmeister, Berufsreitlehrer und Besamungswart Petruschke als langjähriger Leiter der Landesreit- und Fahrschule Dillenburg Hessen, in der Ausbildung von Reit- und Fahrpferden sowie seiner Schüler einen Namen gemacht. Als Referent sprechen seine Lehr- und Fortbildungsveranstaltungen für sich, man könnte seine Tätigkeit in der Ausbildung von Mensch und Pferd mit dem Titel "Die vielseitige Ausbildung" versehen. Rolf Petruschke vermittelt allen Teilnehmern stets fundierte Kenntnisse.
Über 50 Teilnehmer, u.a. Turnierreiter, Trainer und Richter, konnten am 13.11. im Berliner Reiterhaus durch LPBB-Geschäftsführerin Nicole Schwarz begrüßt werden. In der Einleitung erklärte Petruschke, dass er das Thema Ausbildung mal etwas anders angehen wollte statt nur eine ständige Wiederholung der Skala der Ausbildung zu präsentieren. Daher entwickelte er dieses neue Lehrgangsthema, das einen Impuls zum Umdenken geben soll. Hin zu einem besseren Miteinander im Reitsport, was leider zunehmend verloren geht. Vorwürfe und ein Misstöne überschatten oftmals das Geschehen im Training oder auf dem Turnierplatz. Objektive und subjektive Wahrnehmung liegen dicht bei einander. Eine These ist, dass eine rein objektive Betrachtung überhaupt nicht möglich ist, da Menschen unmittelbar eine subjektiv geprägte Vorstellung des Wahrgenommenen bekommen. Die einzige Objektivität, die erreichbar ist, ist die Orientierung an allgemein nachvollziehbaren Gesetzen, an Maßstäben. Hier wäre dies dann wieder die Skala der Ausbildung.
In der praktischen Ausbildung von Pferd und Reiter ist eine gute Kommunikation zwischen Trainer und Reiter sehr wichtig. Den Reiter leitet sein Gefühl auf dem Pferd in der Einschätzung einer ausgeführten Lektion, der Trainer beurteilt dies durch den anderen Blickwinkel durchaus auch anders. Die Beurteilung und Kommentierung durch den Ausbilder sollte, in einer passenden Tonlage, gut formuliert werden. Der Reiter darf durch Kritik nicht demotiviert werden, allerdings nützt eine zu positive Einschätzung einer nicht optimal ausgeführten Lektion zur Enttäuschung, wenn Dritte eine abweichende Meinung äußern.
Wie schwierig eine korrekte Beurteilung sein kann, wurden den Teilnehmern in der ersten Stunde der Veranstaltung durch ein Videobeispiel demonstriert. Eine Dressurprüfung der Klasse L, die auf einem Turnierplatz während der Prüfung gefilmt wurde, sollte durch Notengebung für einzelne Lektionen gerichtet werden. Diese Aufgabe war in der endgültigen Urteilsfindung natürlich leichter, da die Videofrequenzen beliebig wiederholt werden konnten und somit Meinungen nach dem zweiten oder dritten Ansehen geändert oder ergänzt werden konnten. Ein Richter in der Prüfung muss seine Note innerhalb kürzester Zeit, basierend auf die einmalige Wahrnehmung abgeben. Das es dabei auch zu Fehleinschätzungen kommen kann, steht außer Frage.
Nach der Theorie folgte in der Reithalle der Anlage am Olympiastadion der Praxistest. Drei Reiter-Pferd Paare mit Ausbildungsstand A, L und M, ritten Prüfungslektionen und wurden von den, in Gruppen eingeteilten, Teilnehmern nach jeder Lektion beurteilt. Hierbei stellte sich schnell heraus, das die Differenzierung der Noten durchaus eine Herausforderung für Richter darstellen kann. Von den Möglichkeiten der Notenskala, die von 0 - 10 geht, wird oftmals nur eine mittlere Benotung gewählt. Für den Reiter, und auch den Ausbilder, ist eine aussagekräftige Bewertung mit differenzierter Notengebung wertvoller fürs Training. Und auch eine stimmige Rangierung kann wertvolle Aufschluss darüber geben, wie es um das aktuelle Leistungsvermögen von Pferd und Reiter bestellt ist.
Ein sehr lehrreiches Seminar, das durch die fachlich korrekten, aber auch durchaus unterhaltsamen Kommentare von Rolf Petruschke, gezeigt hat, dass auch Weiterbildung Spaß machen kann. Fortsetzung erwünscht!
Text+Fotos Copyright: Marietta Grade
Gebürtig aus Hohenahr, geb. 1964, hat sich Pferdewirtschaftsmeister, Berufsreitlehrer und Besamungswart Petruschke als langjähriger Leiter der Landesreit- und Fahrschule Dillenburg Hessen, in der Ausbildung von Reit- und Fahrpferden sowie seiner Schüler einen Namen gemacht. Als Referent sprechen seine Lehr- und Fortbildungsveranstaltungen für sich, man könnte seine Tätigkeit in der Ausbildung von Mensch und Pferd mit dem Titel "Die vielseitige Ausbildung" versehen. Rolf Petruschke vermittelt allen Teilnehmern stets fundierte Kenntnisse.
Über 50 Teilnehmer, u.a. Turnierreiter, Trainer und Richter, konnten am 13.11. im Berliner Reiterhaus durch LPBB-Geschäftsführerin Nicole Schwarz begrüßt werden. In der Einleitung erklärte Petruschke, dass er das Thema Ausbildung mal etwas anders angehen wollte statt nur eine ständige Wiederholung der Skala der Ausbildung zu präsentieren. Daher entwickelte er dieses neue Lehrgangsthema, das einen Impuls zum Umdenken geben soll. Hin zu einem besseren Miteinander im Reitsport, was leider zunehmend verloren geht. Vorwürfe und ein Misstöne überschatten oftmals das Geschehen im Training oder auf dem Turnierplatz. Objektive und subjektive Wahrnehmung liegen dicht bei einander. Eine These ist, dass eine rein objektive Betrachtung überhaupt nicht möglich ist, da Menschen unmittelbar eine subjektiv geprägte Vorstellung des Wahrgenommenen bekommen. Die einzige Objektivität, die erreichbar ist, ist die Orientierung an allgemein nachvollziehbaren Gesetzen, an Maßstäben. Hier wäre dies dann wieder die Skala der Ausbildung.
In der praktischen Ausbildung von Pferd und Reiter ist eine gute Kommunikation zwischen Trainer und Reiter sehr wichtig. Den Reiter leitet sein Gefühl auf dem Pferd in der Einschätzung einer ausgeführten Lektion, der Trainer beurteilt dies durch den anderen Blickwinkel durchaus auch anders. Die Beurteilung und Kommentierung durch den Ausbilder sollte, in einer passenden Tonlage, gut formuliert werden. Der Reiter darf durch Kritik nicht demotiviert werden, allerdings nützt eine zu positive Einschätzung einer nicht optimal ausgeführten Lektion zur Enttäuschung, wenn Dritte eine abweichende Meinung äußern.
Wie schwierig eine korrekte Beurteilung sein kann, wurden den Teilnehmern in der ersten Stunde der Veranstaltung durch ein Videobeispiel demonstriert. Eine Dressurprüfung der Klasse L, die auf einem Turnierplatz während der Prüfung gefilmt wurde, sollte durch Notengebung für einzelne Lektionen gerichtet werden. Diese Aufgabe war in der endgültigen Urteilsfindung natürlich leichter, da die Videofrequenzen beliebig wiederholt werden konnten und somit Meinungen nach dem zweiten oder dritten Ansehen geändert oder ergänzt werden konnten. Ein Richter in der Prüfung muss seine Note innerhalb kürzester Zeit, basierend auf die einmalige Wahrnehmung abgeben. Das es dabei auch zu Fehleinschätzungen kommen kann, steht außer Frage.
Nach der Theorie folgte in der Reithalle der Anlage am Olympiastadion der Praxistest. Drei Reiter-Pferd Paare mit Ausbildungsstand A, L und M, ritten Prüfungslektionen und wurden von den, in Gruppen eingeteilten, Teilnehmern nach jeder Lektion beurteilt. Hierbei stellte sich schnell heraus, das die Differenzierung der Noten durchaus eine Herausforderung für Richter darstellen kann. Von den Möglichkeiten der Notenskala, die von 0 - 10 geht, wird oftmals nur eine mittlere Benotung gewählt. Für den Reiter, und auch den Ausbilder, ist eine aussagekräftige Bewertung mit differenzierter Notengebung wertvoller fürs Training. Und auch eine stimmige Rangierung kann wertvolle Aufschluss darüber geben, wie es um das aktuelle Leistungsvermögen von Pferd und Reiter bestellt ist.
Ein sehr lehrreiches Seminar, das durch die fachlich korrekten, aber auch durchaus unterhaltsamen Kommentare von Rolf Petruschke, gezeigt hat, dass auch Weiterbildung Spaß machen kann. Fortsetzung erwünscht!
Text+Fotos Copyright: Marietta Grade