Am 31.10. wurden über 200 Besucher in der Halle der Reitanlage Pichelsberg von Angelika Binding, Sprecherin der PM-Regionalversammlung Berlin-Brandenburg, begrüßt. Dann folgte Wiener Flair in Berlin: Hans Riegler, ehemaliger langjähriger Oberbereiter der Spanischen Hofreitschule in Wien, demonstrierte mit Pferden und Reitern unterschiedlichen Alters und Ausbildungsstandes, wie die klassische Reitausbildung auszusehen hat. Dabei ging es nicht nur um die Ausbildung bis zum Spitzensport, sondern darum Pferde und Reiter jeglichen Alters ihrer Veranlagung entsprechend in der Ausbildung zu fördern. Er erläuterte die Zusammenhänge der Skala der Ausbildung als Schlüssel für den reiterlichen Erfolg. Verbesserung des Reitersitzes an der Longe, sowie die Arbeit an der Hand und unter dem Reiter, wurden von dem erfahrenen Ausbilder gut nachvollziehbar erklärt und demonstriert.
Hans Riegler, Jahrgang 1954, kam 1969 als Eleve zur Spanischen Hofreitschule Wien. 1974 wurde er nach dem strengen Reglement der Hofreitschule Bereiteranwärter, 1981 Bereiter und 1991 Oberbereiter. Die letzten Jahre war er stellvertretender Leiter der SpanischenHochwertige Fortbildung im Jubiläumsjahr des Kuseler Reitvereins Hofreitschule.
2008 schied er auf eigenen Wunsch aus. Sein Wissen über die Ausbildung von Pferden nach klassischen Grundsätzen hat Hans Riegler in seinem Buch "Beruf Oberbereiter. Persönliche Notizen und Erfahrungen an der Spanischen Hofreitschule, Wien" gerade veröffentlicht. Neben dem Betrieb der eigenen Reitanlage engagiert sich Hans Riegler international für die pferdegerechte und pferde-schonende klassische Ausbildung zusammen mit Klaus Balkenhol und Gerd Heuschmann in der Initiave Xenophon. Für die PM-Fachtagungen ist er für viele Termine in ganz Deutschland unterwegs.
Gleich zu Beginn der Veranstaltung fand Riegler deutliche Worte in Bezug auf das klassische Reiten. Eine spezielle Pferderasse und ein Kostüm seien kein Indiz für klassisches Reiten. Schon Major Paul Stecken brachte es auf den Punkt: "Richtig Reiten reicht!"
„Klassische Reitkultur“ ist der Begriff für die Ausübung des Reitsports im Sinne der Klassischen Lehre nach den bewährten Grundsätzen der Skala der Ausbildung. Bei allem Bestreben, das Pferd an die in der Dressur vorgesehenen Lektionen heranzuführen, dürfen die Grundelemente der Ausbildung wie Takt, Losgelassenheit, Anlehnung und Schwung, wie auch Geraderichtung und Versammlung niemals beeinträchtigt werden. In ihrer Bedeutung und Wertigkeit stehen sie doch hoch über jeder mechanischen Perfektion.
Reiter und Besucher in Berlin waren nach der Veranstaltung vom umfangreichen Wissen und dem Wiener Charme beeindruckt. Es wäre zu wünschen, dass vieles vermittelt werden konnte und auch die Umsetzung im heimischen Stall der Reiter und Pferdebesitzer erfolgt.
Text+Fotos: Marietta Grade