14.11.2014 10:21

EssParcours - Holsteiner Züchter Thormählen testet Berliner Küche

Kochen und Reiten haben unglaublich viele Gemeinsamkeiten. Denn die Reitkunst und die Kochkunst verbindet eine jahrtausendalte, meisterliche Tradition. Das Pferd verhalf der Menschheit zum Kultursprung: Aus Jägern und Sammlern wurden Köche, Ritter und Reiter.
Und gute Rezepte, egal ob am Herd oder  für besseres und erfolgreiches Reiten, sind immer gefragt. So die Grundidee von Andreas Frädrich, den schon von Jugend an Pferde in seinem Leben begleiten. Der Autor, geboren 1969 in Berlin, ist Journalist, Besitzertrainer im Rennreiten, ambitionierter Jagdreiter, spielt auch Polo und züchtet Holsteiner, außerdem ist er Landesbeauftragter fürs Deutsche Kuratorium für Therapeutisches Reiten in Berlin und Pressesprecher für eine der größten Rehabilitationskliniken weltweit. Man merkt es: Andreas Frädrich schaut gerne über den „Tellerrand“ aller Reitsportdisziplinen, um verbindende Elemente wiederzuentdecken und vor allem auch selber auszuprobieren.
Für das moderne Kochbuch "EssParcours" stellten sich 19 prominente Pferdesportler an den Herd und verrieten ihre Geheimrezepte für den ganz großen Sport. Daraus entstanden ist eine ungewöhnliche Rezeptsammlung, die eine ganz andere Perspektive auf den professionellen Reitsport ermöglicht. Auch einer der erfolgreichsten Züchter Holsteiner Pferde, Harm Thormählen, verrät sein "Geheimrezept" : Matjes ganz kassisch in Joghurt-Sahne eingelegt, mit Pellkartoffeln, Speckstippe und Zwiebeln.
Der deutsche Begriff Matjes stammt vom niederländischen Maatjesharing. Matjes sind besonders milde, vor Erreichen der Geschlechtsreife verarbeitete Heringe, die im traditionellen Verfahren durch Enzyme in einer Salzlake gereift sind. Es werden Heringe verwendet, die Ende Mai bis Anfang Juni gefangen werden. Und ganz wichtig: "Der Fisch muss schwimmen", so Harm Thormählen, "dazu gehört zum Abschluss auch ein ordentlicher Korn!"
Anfang November kam das Ehepaar Thormählen, der Name ist plattdeutsch und heißt "zur Mühle", für einen Kurzbesuch bei Andreas Frädrich nach Berlin und lernten Berliner Traditionen kennen. Die historische Gaststätte „Alter Fritz“, die im Norden Berlins liegt, ist die älteste noch bestehende Gaststätte der Stadt. Bereits im Jahre 1410 ist sie urkundlich als „Neuer Krug“ erwähnt. Es war damals eine Gaststätte mit Pferdewechsel-Station. Auch hier wieder die Verbindung von Kochen und Reiten. Besonders beliebt war die Gaststätte bei dem Kronprinzen Friedrich von Preußen (später „Alter Fritz“ genannt), der hier – unerlaubterweise - auf dem Weg nach Rheinsberg sein Bier bei dem erforderlichen Pferdewechsel trank. Zu Ehren dieses hohen Gastes wurde dann ca. 1900 die Gaststätte in „Alter Fritz“ unbenannt.
Obwohl noch vor dem 11.11., wurde den Gästen aus Holstein, Brandenburger Gänsebraten mit hausgemachtem Rot- und Grünkohl sowie Knödeln, serviert. Für Berliner und Brandenburger Gastronomen hat der Gänsebraten eine besonders große Bedeutung. Einzelne Gasthöfe verkaufen in einer Saison rund 700 Gänse. Das Rezept hat der Chefkoch des "Alten Fritz" nicht verraten, aber das die Norddeutschen Besucher gerne wiederkommen, kann man an dieser Stelle offen sagen. Und auch für das "Schwimmen" der Gans wurde gesorgt, allerdings diesmal mit Wodka.
Vielleicht hat auch Buchautor Andreas Frädrich an diesem gelungenen Berliner Abend eine neue Buchidee mitgenommen, oder neue Einfälle zur Fortsetzung der "Gesammelten Gaumenfreuden für Pferdefreunde", wie ein begeisterter Leser das Buch "EssParcours" umtaufte.
Text+Fotos: Marietta Grade
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H.Thormählen mit A.Frädrich