05.12.2012 23:04

Equines metabolisches Syndrom (EMS) - Stoffwechselstörung bei Ponys und Pferden

Das equine metabolische Syndrom (EMS) ist eine auch in Deutschland immer häufiger diagnostizierte Stoffwechselstörung bei übergewichtigen Pferden und Ponys mit Hufrehe. Es handelt sich dabei um eine Erkrankung des Energie- bzw. Zuckerstoffwechsels. Das EMS ist als Wohlstandserkrankung anzuse-hen und resultiert aus einer Überernährung der Pferde. Normalerweise steigt nach der Futteraufnahme der Blutzuckerspiegel an, worauf der Köper mit der Ausschüttung des Hormons Insulin reagiert. Insulin bewirkt, dass der Zucker in die Zellen v.a. von Leber, Muskulatur und Fettgewebe aufgenommen wird. Beim metabolischen Syndrom werden durch die Imbalance zwischen vermehrter Energieaufnahme und unzureichendem Abbau durch Muskelarbeitverstärkt Fettpolster gebildet. Dieses spezielle Fettgewebe fungiert nicht wie normal als Speicherorgan sondern es wird zur aktiven Hormondrüse. Die von diesem krankhaft veränderten Fettgewebe abgegebenen Botenstoffe führen zu einem verminderten Ansprechen der Zellen auf Insulin. Dadurch kann der Blutzucker nicht mehr wie normal in die Körperzellen aufgenommen werden und ein erhöhter Blutzuckerspiegel ist die Folge. Dieser Zustand wird als Insulinresistenz bezeichnet. Der Körper reagiert darauf mit einer vermehrten Ausschüt-tung von Insulin. Der daraus resultierende erhöhte Insulinspiegel im Blut ist als wesentlicher Faktor mitverantwortlich für die Entstehung einer Hufrehe.

Wodurch ist die Erkrankung gekennzeichnet?
•generalisiertes Übergewicht oder regionale Ansammlung von krankheitstypischen Fettpolstern an Mähnenkamm, Schulter, Schweifansatz und Präpution oder Euter

•eine Insulinresistenz, welche durch einen abnormen Zucker- und Insulinstoffwechsel gekennzeichnet ist

•eine Hufrehe, die akut, chronisch oder schleichend verlaufen kann, bei der kein anderer auslösender Faktor zu finden ist
Die EMS-typischen Fettpolster sind durch Pfeile markiert
Was sind Risikofaktoren?
•Überernährung
•mangelnde Bewegung
•genetische Veranlagung

Wer ist betroffen?
•v.a. Ponys bzw. leichtfuttrige Rassen
•aber auch Warmblüter die zu energiereich gefüttert werden
Begleiterscheinungen des EMS sind:
•Leistungsmangel
•unbefriedigende Bemuskelung trotz gutem Ernährungszustand
•Infektionskrankheiten
•Fruchtbarkeitsstörungen
•Hufrehe

Wie wird das equinemetabilische Syndrom diagnostiziert?
•das klassische Erscheinungsbild mit Übergewicht bzw. krankheitstypischen Fettpolstern lässt die Erkrankung vermuten

•mittels kombiniertem Glukose-Insulin-Test (cGIT) wird das EMS labormedizinisch diagnostiziert:
Bei diesem Test werden dem Pferd Glukose und Insulin intravenös verabreicht und der resultierende Blutzucker- und Insulinspiegel zu definierten Zeitpunkten gemessen, um so die körpereigene Blutzuckerregulation zu überprüfen.
Bei einem EMS-Patienten ist die gestörte Blutzuckerregulation und die zugeführte Glukose kann nicht zeitnah verstoffwechselt werden und bleibt über einen längeren Zeitraum messbar erhöht.

Behandlung und Management des EMS:
•Gewichtsreduktion durch strikte Diät, d.h.
• ausschließlich Fütterung von Heu und Stroh
• Einweichen des Heus für 30-120 Minuten zur Reduktion der wasserlöslichen Kohlenhydrate
• max. 1,5 kg Heu pro 100kg Körpergewicht pro Tag - bezogen auf das angestrebte Idealgewicht, d.h. ein 600kg schwerer EMS-Patient sollte bei einem Idealgewicht von 500kg maximal 7,5kg Hei am Tag erhalten
• Verzicht auf jegliches Kraftfutter, Äpfel, Leckerlis, Brot, Gras,…
• Behandlung mit Chromhefe: Chrom verbessert die Bindung des Insulins an die Zellen und erhöht so die Blutzuckeraufnahme in die Zellen
• angemessene und regelmäßige Bewegung
• regelmäßige Gewichtskontrollen – für Euch bzw. Euer Pferd kostenlos auf unserer Pferdewaage

Für Rückfragen steht Dr. Carolin Ehrmann, Tierärztin Pferdeklinik Burg Müggenhausen, gerne zur Verfügung. Text+Foto : Dr. Carolin Ehrmann