06.03.2016 22:14

Besuch von Finanzminister Christian Görke (Linke) in Neustadt / Dosse

Die Finanzminister der Länder sollen Neustadt / Dosse, insbesondere die Gestüte, im Rahmen der Jahrestagung Anfang Juni kennenlernen. Gastgeber Görke hat Neuruppin als Tagungsort gewählt und, neben Rheinsberg, stehen auch die Neustädter Gestüte auf dem Ausflugsplan. Zur Vorbereitung hatte Görke nun Anfang März mehrere Termine in Neustadt wahrgenommen. So traf er u.a. die Leitung der Prinz-von-Homburg-Schule, die in Zusammenarbeit mit dem Haupt- und Landgestüt Neustadt (Dosse) die Integration des Pferdesports in den Unterricht vollzogen hat. Reiten ist für viele Schülerinnen und Schüler in Neustadt fester Bestandteil des Stundenplans. Die Schüler kommen aus ganz Deutschland und bringen geschätzt zwei Millionen Euro in die Region, ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Gewinne aus Veranstaltungen und Pferdeverkäufen können auch die Neustädter Gestüte verbuchen. Über 40.000 Besucher konnten 2015 begrüßt werden, die Tourismusförderung der letzten Jahre zeigt eine positive Entwicklung. Doch das „Sanssouci der Pferde“, das bereits 45 Millionen Euro Fördermittel für die Sanierung der historischen Anlagen bekam, allein das Ensemble aus Landstallmeisterhaus, Reithalle, Junghengste- und Stutenstall wurde in den vergangenen vier Jahren für rund fünf Millionen Euro fertig restauriert, wird auch in den nächsten Jahren nicht kostendeckend arbeiten können. So schlägt z.B. jede Tariferhöhung bei den Personalkosten mit ca. 70.000 Euro Ausgaben zu Buche. Der Rotstift wurde schon überall eingesetzt, aber weitere Einsparungen sind nicht mehr möglich ohne den Betrieb zu gefährden.
Vom Land gab es bisher für den Unterhalt pro Jahr 2,1 Millionen Euro. Von 2015 bis 2018 stehen für Restaurierungen und Sanierungen fünf Millionen Euro Fördermittel bereit. Im Landgestüt, dem nördlichen Teil der Gesamtanlage, will die Stiftung ein ehemaliges Hotel sanieren und ein vor Jahren abgebranntes Gebäude gegenüber für den Reitunterricht wieder aufbauen. Für bereits erfolgte Sanierungen sei der Erhalt der Bausubstanz eine der wesentlichen Aufgaben dieser Landesstiftung, so die Erklärung von Geschäftsführerin Regine Ebert.
„Ich habe den Wunsch verstanden, ob wir ihn erfüllen können, weiß ich nicht“, sagte Görke. Die Vorbereitungen für den nächsten Landeshaushalt 2017/18 laufen. Er verwies auf die Zuständigkeit des Landwirtschaftsministers Jörg Vogelsänger (SPD), für die Gestüte. „Wir haben eine Verantwortung für das historische Erbe und damit Kostenblöcke, die da sind, um die wir uns nicht drumherum mogeln können.“ Im Landeshaushalt muss man laut Görke zwar abwägen, aber: „Wir werden um den Betriebskostenzuschuss nicht herumkommen, die Frage ist, in welcher Höhe. Die Gestüte werden aber eine Priorität haben. Davon gehe ich aus.“ Und er versprach:"Ich werde offen damit umgehen, dass wir uns das als Land leisten.“

Mit dem Leiter des Amtes Neustadt (Dosse), Dieter Fuchs, tauschte sich Görke über das Kommunale Investitionsprogramm aus und ein weiteres wichtiges Thema kam zur Sprache: die Zukunft der Graf-von-Lindenau-Halle. Dieses städtische Reitsport- und Veranstaltungszentrum verursachte als Zuschussgeschäft jahrelang rote Zahlen im ohnehin defizitären Neustädter Haushalt. Bei Betriebskosten bis zu 100.000 Euro pro Jahr lag das Minus stets im fünfstelligen Euro Bereich. Dies konnte auch der letzte Pächter, Andreas Fettchenhauer, nicht ändern. 2023 läuft der Erbpachtvertrag für die Halle aus und die Kommune ist die Verantwortung los, aber bis dahin muss eine Lösung gefunden werden. Das CSI im Januar, die Hengstschau, Turniere, das "Schaufenster der Besten" und die Weihnachtsgala des Gestüts sind alles Veranstaltungen, die die Halle benötigen. Derzeit gibt es zwei Interessenten, die einen Pachtvertrag prüfen. Anfang Mai entscheidet die Stadtverordnetenversammlung Neustadt über die Vergabe der Halle an einen neuen Pächter.
Text + Foto2: Marietta Grade     Foto1: Björn Schroeder
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R.Ebert, C.Görke, U.Müller Besuch im Fohlenstall