14.11.2014 22:52
AFP‘s Jumping Trophy in Neustadt/Dosse
Erst spät im Jahr 2014 fiel die Entscheidung vom 6.-9.11. in der Graf von Lindenau-Halle am Landgestüt in Neustadt (Dosse) wieder ein großes Turnier durchzuführen. Zweimal, 2012 und 2013, hatten Andreas Fettchenhauer und Gabiele Selke-John als Veranstalter-Duo die Jumping Trophy durchgeführt. Die Resonanz der Reiter war riesig, aber die Flut der Nennungen brachte auch eine Vielzahl von logistischen Problemen mit sich. Zwar konnte man sich "Deutschland größtes Hallenturnier" nennen, doch Masse ist nicht der einzige Faktor für eine erfolgreiche Veranstaltung. Die Planungen für 2014 wurden jäh gestoppt, als sich die geschäftlichen Wege von Fettchenhauer und Selke-John Anfang des Jahres überraschend trennten. Die Jumping & Pony-Trophy wurde von Selke-John wieder an ihren Ursprungsort Pausin zurückverlegt.
Und was macht Andreas Fettchenhauer, der mittlerweile mehrere Mecklenburger Springreiter unterstützt, fragten sich viele Reitsportfreunde in Berlin und Brandenburg, die große Hoffnungen in das Neustädter Turnier gesetzt hatten.
Die Antwort kam erst zum Herbst: die AFP‘s Jumping Trophy CSI** & CSI Am A+B, ein Internationales Springturnier, wurde angemeldet. Neben der Gewinnsumme von rund 100.000 Euro waren auch Weltranglistenpunkte, internationale Platzierungen sowie die hervorragenden Rahmenbedingungen Kriterien, die Reiter von Nah und Fern anziehen sollten. Und das Neustadt / Dosse ein guter Standort für solch ein Turnier ist, beweist das CSI von Herbert Ulonska schon seit 15 Jahren.
Für die Organisatoren gab es bei der Wahl des Termins in diesem Jahr keine Alternative, denn mit dem Weltrekordversuch im Mächtigkeitsspringen in der Nacht zum 9.11. sollte der 25. Jahrestag des Mauerfalls gefeiert werden. Dies war als Highlight im Fokus, die Starterfelder wurden ab Ausschreibung vom Veranstalter limitiert, Klasse statt Masse lautete die Devise 2014. Leider fanden zeitgleich die Munich Indoors in München mit DKB-Riders Tour Finale statt, so dass viele Spitzenreiter, wie Holger Wulschner, auf einen Start in Brandenburg verzichten mussten. Aber mit Reitern wie Derby-Spezialist Nisse Lüneburg, André Thieme und Thomas Kleis, amtierende Landesmeister wie Laura Jane Hackbarth oder internationale Gäste wie die Amazone Clarissa Crotta aus der Schweiz, konnte ein sportlich interessantes Starterfeld präsentiert werden, das die richtige Größe erreichte, um spannende, kurzweilige Wettkämpfe durchzuführen. Insgesamt nahmen an den vier Turniertagen, laut Auskunft des Veranstalters, 165 Reiter aus 22 Nationen mit 330 Pferden teil.
Für die Profis waren die Small-, Medium- und Big Tour mit S* und ** Prüfungen ausgeschrieben, die Amateure ritten in den Kategorien Bronze, Silver und Gold. Und das Finale des Ludger-Beerbaum-Cups in den Klassen A, L und M stand ebenfalls auf dem Zeitplan. Die Junioren und Jungen Reiter absolvierten am Freitagnachmittag jeweils ein Einlaufspringen und am Samstagvormittag die Finalprüfung. In der Klasse M siegte Maximilian Wricke (RFV Niederwerbig e.V.) auf All right, in der Klasse L Friederike Eggersmann (RFV HLG Neustadt e.V.) auf Lauricio und in der Klasse A Sandra Scherer (LG Reiten Berlin e.V.) auf Konju.
In der Bronze Tour der Amateure, bis 1,15m, waren drei Brandenburger Reiter vertreten und es gab einen Sieg durch Aylin Demircan (PferdeSV Pausin e.V.). Im Finale sicherte sich Quirin Stegmann (PferdeSV Pausin e.V.) den zweiten Platz sowie einen dritten Platz in der Silver Tour. Ebenfalls Dritter, aber in der Gold Tour bis 1,40m, wurde Dr. Andreas Teicher (RV Rudow e.V.), der mit zwei Pferden vertreten war.
Bei den Profis gewann Hans-Jörn Ottens (RC Stotel e.V.) das erste S*-Springen in der Medium-Tour (1,30m). Und auch in der Big Tour (1,45m) siegte mit Andre Thieme (RV German Horse Pellets e. V.) ein deutscher Reiter.
Danach wurde es allerdings internationaler bei den Siegeshymnen. Der in Prag lebende Brite Ben Talbot entschied am Samstagabend bei der AFP’s Jumping Trophy das Championat von Brandenburg für sich, das mit einer Gesamtgewinnsumme von 16.590 € die zweithöchstdotierte Springprüfung dieses Turniers und mit Weltranglistenpunkten dotiert war. In der Siegerrunde setze sich Talbot mit null Fehlerpunkten und 40.89 Sekunden erfolgreich gegen seine verbleibenden 14 Konkurrenten durch. Platz zwei ging an Mynou Diederichsmeier und Niagara vom RV Aller-Weser, Platz drei konnte sich Dirk Klaproth mit der Stute Quinta sichern. Nach dem Springen freute sich der Brite vor allem über die Leistung von Wallach Bahrain Silver, mit dem er bereits seit zehn Jahren arbeitet, dessen Turniereinsätze er aber gezielt plant. „Ich wähle die Turniere, bei denen ich mit Bahrain Silver antrete sehr sorgfältig aus. Das bedeutet, mein Pferd ist nicht jedes Wochenende bei einem Wettbewerb, das Springen unter Wettkampfbedingungen ist nicht sein Alltagsgeschäft.“ erklärte er am Rand des Parcours und schlussfolgerte: „Umso mehr freue ich mich über die Weltranglistenpunkte.“ Zuletzt errang Ben Talbot im August bei der Baltica Equestrian Tour 2014 in Polen eine Erstplatzierung. Das wohl größte Geschenk machte der Gewinner mit seinem Sieg allerdings nicht sich selbst, sondern seiner Mutter, die auf der Tribüne mitgefiebert hatte: „Ich sehe Ben so selten bei Springreitturnieren, deshalb freue ich mich umso mehr, heute mit dabei zu sein und dann habe ich heute auch noch Geburtstag. Eine schönere Überraschung hätte ich mir nicht erträumen können.“ Der stolze Gewinner bekam von der AFP Gruppe einen Pferdeanhänger der Marke Böckmann im Wert von 7.800 €, den er seiner Mutter zum Geburtstag schenkte.
Am Samstagabend fand, als letzte Prüfung des Tages, das Mächtigkeitsspringen mit anschliessendem Weltrekordversuch statt. Franz-Josef Focke, staatlich vereidigter Vermessungstechniker, nahm bei jeder Mauererhöhung das exakte Maß ab. Die Mauer wurde Runde für Runde von 1,77 Meter über 1,97 Meter und 2,07 Meter auf 2,17 Meter erhöht. An dieser Stelle verständigte sich die Jury darauf, das Springen zu beenden und erklärte somit Oskar Murawski und Thomas Kleis, die als einzige die letzte Runde fehlerfrei überwanden, zu den Siegern. Nur Kleis versuchte dann noch, über die mittlerweile 2,37 Meter hohe Mauer zu springen, was jedoch mißlang. Im Bericht von Sebastian Morgner (MAZ Online), in dem auch drei Videos zu sehen sind, erklärten u.a. Max-Hilmar Borchert und Thomas Kleis ihre Gründe, an Mächtigkeitsspringen teilzunehmen, die spektakulär, aber nicht unumstritten sind.
Eine andere, beim Publikum auch immer sehr beliebte Prüfung, ist das Jump & Drive. Normalerweise wird zuerst ein verkürzter Parcours vom Reiter mit Pferd absolviert, dann springt der Reiter vom Pferd und fährt im Auto einen Slalomparcours. Die beiden Zeiten werden addiert, der Schnellste gewinnt. Anders, aber faszinierend und extrem unterhaltsam, war die Variante am Freitagabend. Drei Teilnehmer, deren Zeit im direkten Vergleich zählte, traten an. Zuerst Reiter mit Pferd, dann Fahrer mit Auto und zuletzt Till Möller, Student aus Göttingen, der aus eigener Kraft über die Hindernisse sprang. Schon 2011 gab es solch einen Wettbewerb bei "Wetten, dass?" im ZDF. Amadei Weiland wettete, dass er einen professionellen Parcours für Springpferde zu Fuß schneller fehlerfrei überwindet als die mehrfache Weltmeisterin Meredith Michaels-Beerbaum mit ihrem Pferd. In der Regel sind Pferde schneller als Menschen. Aber bei Lauf-Distanzen bis 100 Meter oder über 30 km hat der Mensch Gewinnchancen. Pferde beschleunigen schlecht und sind in der Langzeit-Ausdauer nicht so stark. Zwar verlor Weiland die Wette knapp, wurde aber zum Publikumsliebling und somit zum Wettkönig und Gewinner der Show. Auch die Besucher in der Lindenau-Halle waren begeistert, vielleicht überlegt sich das Organisationsteam für 2015, dieses Jump & Drive nicht nur zu wiederholen, sondern sogar auszubauen. Ein Fußball-Match und drei Partys, jeweils am Ende der Turniertage, rundeten das Unterhaltungsprogramm für die Gäste ab. Zwar kamen mehr Zuschauer in die Neustädter Halle als in den letzten Jahren, aber es wäre dem Veranstalter zu wünschen, dass 2015 der Ticketverkauf noch deutlich gesteigert werden kann.
Höhepunkt des Sonntags war für Reiter und Zuschauer der Große Preis der AFP GmbH. Hans-Thorben Rüder gewann vor Hans-Jörn Ottens und Mike Patrick Leichle in dem schwierigsten Springen des Turnierwochenendes. Die schnellste Nullfehlerrunde im Stechen verdankt Rüder nicht zuletzt dem Ehrgeiz seiner Stute Orlanda, die er vor acht Jahren von seiner Schwester übernahm. Durch die Routine der 15-jährigen Stute setzt er sie nur schonend im Turniersport ein. Der Erfolg gibt ihm Recht. Die Prüfung begann für Rüder optimal, da er als erster der 55 Starter in den Parcours durfte und so die hitzige Orlanda in ruhiger Umgebung abreiten konnte. Die Stute dankte es mit der Qualifizierung für das Stechen. In dem Zuge lobte er die großzügigen Abreitebedingungen auf der Anlage der Graf-von-Lindenau-Halle. Insgesamt gelang elf Teilnehmern der Einzug ins Stechen, sechs Ritte blieben strafpunktfrei.
Rasmus Lüneburg gewann die letzte Prüfung des Turniers und somit das Finale der Kleinen Tour. Mit Schimmelstute Negra Caballa setzte er sich haarscharf vor Thomas Kleis auf Wanda. Dritter wurde Dirk Klaproth mit Hacco Blue van Essene. Mit diesem Sieg fand das Turnierwochenende für Lüneburg einen sehr positiven Ausgang. Vor dem letzten Springen auf seine Zufriedenheit mit den bisherigen Leistungen in der AFP´s Jumping Trophy angesprochen, antwortete er noch zurückhaltend: „Obwohl mir und meinen Geschwistern, Jule und Nisse, einige Platzierungen gelangen, fehlte diesmal doch ein bisschen das Glück für den ersten Platz.“ Diese Aussage musste er am Ende des Turniertages revidieren. Er und seine Geschwister waren gerade wegen der optimalen Turnierbedingungen und der Möglichkeit viele Prüfungen, auch mit unerfahrenen Pferden reiten zu können nach Neustadt/Dosse gekommen. Letzteres ist für den Ältesten der Lüneburg-Geschwister besonders wichtig, da er sich selbst eher als Ausbilder junger Tiere sieht. Doch auch sein jüngerer Bruder Nisse, für den durchaus die Weltranglistenpunkte zur Attraktivität dieses Turniers beitrugen, wurde von den Veranstaltern nicht enttäuscht. So gab es zwei Prüfungen, in denen die Reiter die Möglichkeit hatten, sich die begehrten Weltranglistenpunkte zu sichern. Für Jule Lüneburg, die sich sonst vorwiegend telefonisch mit ihren Brüdern austauscht, bot die Veranstaltung die perfekte Gelegenheit sich persönlich von ihren Geschwistern coachen zu lassen.
Alles in allem zeigten sich die drei Lüneburgs begeistert von der ersten Auflage der AFP’s Jumping Trophy und konnten sich am Ende des Tages noch gemeinsam über den Sieg von Rasmus freuen. Zufrieden zeigten sich auch die Veranstalter und Organisatoren der AFP’s Jumping Trophy. Seitens der Richter fand Dr. Colin Magg vor der letzten Siegerehrung des Turniers dankende Worte und lobte den reibungslosen Ablauf an allen vier Turniertagen. Abschließend bedankte sich Organisationsleiterin Julia Stiebitz bei ihrem Team, ohne das die gesamte Umsetzung der Veranstaltung so nicht möglich gewesen wäre.
Andreas Fettchenhauer zog am Schluss der Trophy diese Bilanz im Interview: „Dass mir so viele Reiter zu der gelungenen Veranstaltung gratulierten, freute mich außerordentlich und übertünchte die Enttäuschung, dass nur relativ wenige Zuschauer in die Lindenau-Halle kamen.“
Text: Marietta Grade, PM Fotos: Marietta Grade, Nadine Harms, Angelique Rebentisch
Und was macht Andreas Fettchenhauer, der mittlerweile mehrere Mecklenburger Springreiter unterstützt, fragten sich viele Reitsportfreunde in Berlin und Brandenburg, die große Hoffnungen in das Neustädter Turnier gesetzt hatten.
Die Antwort kam erst zum Herbst: die AFP‘s Jumping Trophy CSI** & CSI Am A+B, ein Internationales Springturnier, wurde angemeldet. Neben der Gewinnsumme von rund 100.000 Euro waren auch Weltranglistenpunkte, internationale Platzierungen sowie die hervorragenden Rahmenbedingungen Kriterien, die Reiter von Nah und Fern anziehen sollten. Und das Neustadt / Dosse ein guter Standort für solch ein Turnier ist, beweist das CSI von Herbert Ulonska schon seit 15 Jahren.
Für die Organisatoren gab es bei der Wahl des Termins in diesem Jahr keine Alternative, denn mit dem Weltrekordversuch im Mächtigkeitsspringen in der Nacht zum 9.11. sollte der 25. Jahrestag des Mauerfalls gefeiert werden. Dies war als Highlight im Fokus, die Starterfelder wurden ab Ausschreibung vom Veranstalter limitiert, Klasse statt Masse lautete die Devise 2014. Leider fanden zeitgleich die Munich Indoors in München mit DKB-Riders Tour Finale statt, so dass viele Spitzenreiter, wie Holger Wulschner, auf einen Start in Brandenburg verzichten mussten. Aber mit Reitern wie Derby-Spezialist Nisse Lüneburg, André Thieme und Thomas Kleis, amtierende Landesmeister wie Laura Jane Hackbarth oder internationale Gäste wie die Amazone Clarissa Crotta aus der Schweiz, konnte ein sportlich interessantes Starterfeld präsentiert werden, das die richtige Größe erreichte, um spannende, kurzweilige Wettkämpfe durchzuführen. Insgesamt nahmen an den vier Turniertagen, laut Auskunft des Veranstalters, 165 Reiter aus 22 Nationen mit 330 Pferden teil.
Für die Profis waren die Small-, Medium- und Big Tour mit S* und ** Prüfungen ausgeschrieben, die Amateure ritten in den Kategorien Bronze, Silver und Gold. Und das Finale des Ludger-Beerbaum-Cups in den Klassen A, L und M stand ebenfalls auf dem Zeitplan. Die Junioren und Jungen Reiter absolvierten am Freitagnachmittag jeweils ein Einlaufspringen und am Samstagvormittag die Finalprüfung. In der Klasse M siegte Maximilian Wricke (RFV Niederwerbig e.V.) auf All right, in der Klasse L Friederike Eggersmann (RFV HLG Neustadt e.V.) auf Lauricio und in der Klasse A Sandra Scherer (LG Reiten Berlin e.V.) auf Konju.
In der Bronze Tour der Amateure, bis 1,15m, waren drei Brandenburger Reiter vertreten und es gab einen Sieg durch Aylin Demircan (PferdeSV Pausin e.V.). Im Finale sicherte sich Quirin Stegmann (PferdeSV Pausin e.V.) den zweiten Platz sowie einen dritten Platz in der Silver Tour. Ebenfalls Dritter, aber in der Gold Tour bis 1,40m, wurde Dr. Andreas Teicher (RV Rudow e.V.), der mit zwei Pferden vertreten war.
Bei den Profis gewann Hans-Jörn Ottens (RC Stotel e.V.) das erste S*-Springen in der Medium-Tour (1,30m). Und auch in der Big Tour (1,45m) siegte mit Andre Thieme (RV German Horse Pellets e. V.) ein deutscher Reiter.
Danach wurde es allerdings internationaler bei den Siegeshymnen. Der in Prag lebende Brite Ben Talbot entschied am Samstagabend bei der AFP’s Jumping Trophy das Championat von Brandenburg für sich, das mit einer Gesamtgewinnsumme von 16.590 € die zweithöchstdotierte Springprüfung dieses Turniers und mit Weltranglistenpunkten dotiert war. In der Siegerrunde setze sich Talbot mit null Fehlerpunkten und 40.89 Sekunden erfolgreich gegen seine verbleibenden 14 Konkurrenten durch. Platz zwei ging an Mynou Diederichsmeier und Niagara vom RV Aller-Weser, Platz drei konnte sich Dirk Klaproth mit der Stute Quinta sichern. Nach dem Springen freute sich der Brite vor allem über die Leistung von Wallach Bahrain Silver, mit dem er bereits seit zehn Jahren arbeitet, dessen Turniereinsätze er aber gezielt plant. „Ich wähle die Turniere, bei denen ich mit Bahrain Silver antrete sehr sorgfältig aus. Das bedeutet, mein Pferd ist nicht jedes Wochenende bei einem Wettbewerb, das Springen unter Wettkampfbedingungen ist nicht sein Alltagsgeschäft.“ erklärte er am Rand des Parcours und schlussfolgerte: „Umso mehr freue ich mich über die Weltranglistenpunkte.“ Zuletzt errang Ben Talbot im August bei der Baltica Equestrian Tour 2014 in Polen eine Erstplatzierung. Das wohl größte Geschenk machte der Gewinner mit seinem Sieg allerdings nicht sich selbst, sondern seiner Mutter, die auf der Tribüne mitgefiebert hatte: „Ich sehe Ben so selten bei Springreitturnieren, deshalb freue ich mich umso mehr, heute mit dabei zu sein und dann habe ich heute auch noch Geburtstag. Eine schönere Überraschung hätte ich mir nicht erträumen können.“ Der stolze Gewinner bekam von der AFP Gruppe einen Pferdeanhänger der Marke Böckmann im Wert von 7.800 €, den er seiner Mutter zum Geburtstag schenkte.
Am Samstagabend fand, als letzte Prüfung des Tages, das Mächtigkeitsspringen mit anschliessendem Weltrekordversuch statt. Franz-Josef Focke, staatlich vereidigter Vermessungstechniker, nahm bei jeder Mauererhöhung das exakte Maß ab. Die Mauer wurde Runde für Runde von 1,77 Meter über 1,97 Meter und 2,07 Meter auf 2,17 Meter erhöht. An dieser Stelle verständigte sich die Jury darauf, das Springen zu beenden und erklärte somit Oskar Murawski und Thomas Kleis, die als einzige die letzte Runde fehlerfrei überwanden, zu den Siegern. Nur Kleis versuchte dann noch, über die mittlerweile 2,37 Meter hohe Mauer zu springen, was jedoch mißlang. Im Bericht von Sebastian Morgner (MAZ Online), in dem auch drei Videos zu sehen sind, erklärten u.a. Max-Hilmar Borchert und Thomas Kleis ihre Gründe, an Mächtigkeitsspringen teilzunehmen, die spektakulär, aber nicht unumstritten sind.
Eine andere, beim Publikum auch immer sehr beliebte Prüfung, ist das Jump & Drive. Normalerweise wird zuerst ein verkürzter Parcours vom Reiter mit Pferd absolviert, dann springt der Reiter vom Pferd und fährt im Auto einen Slalomparcours. Die beiden Zeiten werden addiert, der Schnellste gewinnt. Anders, aber faszinierend und extrem unterhaltsam, war die Variante am Freitagabend. Drei Teilnehmer, deren Zeit im direkten Vergleich zählte, traten an. Zuerst Reiter mit Pferd, dann Fahrer mit Auto und zuletzt Till Möller, Student aus Göttingen, der aus eigener Kraft über die Hindernisse sprang. Schon 2011 gab es solch einen Wettbewerb bei "Wetten, dass?" im ZDF. Amadei Weiland wettete, dass er einen professionellen Parcours für Springpferde zu Fuß schneller fehlerfrei überwindet als die mehrfache Weltmeisterin Meredith Michaels-Beerbaum mit ihrem Pferd. In der Regel sind Pferde schneller als Menschen. Aber bei Lauf-Distanzen bis 100 Meter oder über 30 km hat der Mensch Gewinnchancen. Pferde beschleunigen schlecht und sind in der Langzeit-Ausdauer nicht so stark. Zwar verlor Weiland die Wette knapp, wurde aber zum Publikumsliebling und somit zum Wettkönig und Gewinner der Show. Auch die Besucher in der Lindenau-Halle waren begeistert, vielleicht überlegt sich das Organisationsteam für 2015, dieses Jump & Drive nicht nur zu wiederholen, sondern sogar auszubauen. Ein Fußball-Match und drei Partys, jeweils am Ende der Turniertage, rundeten das Unterhaltungsprogramm für die Gäste ab. Zwar kamen mehr Zuschauer in die Neustädter Halle als in den letzten Jahren, aber es wäre dem Veranstalter zu wünschen, dass 2015 der Ticketverkauf noch deutlich gesteigert werden kann.
Höhepunkt des Sonntags war für Reiter und Zuschauer der Große Preis der AFP GmbH. Hans-Thorben Rüder gewann vor Hans-Jörn Ottens und Mike Patrick Leichle in dem schwierigsten Springen des Turnierwochenendes. Die schnellste Nullfehlerrunde im Stechen verdankt Rüder nicht zuletzt dem Ehrgeiz seiner Stute Orlanda, die er vor acht Jahren von seiner Schwester übernahm. Durch die Routine der 15-jährigen Stute setzt er sie nur schonend im Turniersport ein. Der Erfolg gibt ihm Recht. Die Prüfung begann für Rüder optimal, da er als erster der 55 Starter in den Parcours durfte und so die hitzige Orlanda in ruhiger Umgebung abreiten konnte. Die Stute dankte es mit der Qualifizierung für das Stechen. In dem Zuge lobte er die großzügigen Abreitebedingungen auf der Anlage der Graf-von-Lindenau-Halle. Insgesamt gelang elf Teilnehmern der Einzug ins Stechen, sechs Ritte blieben strafpunktfrei.
Rasmus Lüneburg gewann die letzte Prüfung des Turniers und somit das Finale der Kleinen Tour. Mit Schimmelstute Negra Caballa setzte er sich haarscharf vor Thomas Kleis auf Wanda. Dritter wurde Dirk Klaproth mit Hacco Blue van Essene. Mit diesem Sieg fand das Turnierwochenende für Lüneburg einen sehr positiven Ausgang. Vor dem letzten Springen auf seine Zufriedenheit mit den bisherigen Leistungen in der AFP´s Jumping Trophy angesprochen, antwortete er noch zurückhaltend: „Obwohl mir und meinen Geschwistern, Jule und Nisse, einige Platzierungen gelangen, fehlte diesmal doch ein bisschen das Glück für den ersten Platz.“ Diese Aussage musste er am Ende des Turniertages revidieren. Er und seine Geschwister waren gerade wegen der optimalen Turnierbedingungen und der Möglichkeit viele Prüfungen, auch mit unerfahrenen Pferden reiten zu können nach Neustadt/Dosse gekommen. Letzteres ist für den Ältesten der Lüneburg-Geschwister besonders wichtig, da er sich selbst eher als Ausbilder junger Tiere sieht. Doch auch sein jüngerer Bruder Nisse, für den durchaus die Weltranglistenpunkte zur Attraktivität dieses Turniers beitrugen, wurde von den Veranstaltern nicht enttäuscht. So gab es zwei Prüfungen, in denen die Reiter die Möglichkeit hatten, sich die begehrten Weltranglistenpunkte zu sichern. Für Jule Lüneburg, die sich sonst vorwiegend telefonisch mit ihren Brüdern austauscht, bot die Veranstaltung die perfekte Gelegenheit sich persönlich von ihren Geschwistern coachen zu lassen.
Alles in allem zeigten sich die drei Lüneburgs begeistert von der ersten Auflage der AFP’s Jumping Trophy und konnten sich am Ende des Tages noch gemeinsam über den Sieg von Rasmus freuen. Zufrieden zeigten sich auch die Veranstalter und Organisatoren der AFP’s Jumping Trophy. Seitens der Richter fand Dr. Colin Magg vor der letzten Siegerehrung des Turniers dankende Worte und lobte den reibungslosen Ablauf an allen vier Turniertagen. Abschließend bedankte sich Organisationsleiterin Julia Stiebitz bei ihrem Team, ohne das die gesamte Umsetzung der Veranstaltung so nicht möglich gewesen wäre.
Andreas Fettchenhauer zog am Schluss der Trophy diese Bilanz im Interview: „Dass mir so viele Reiter zu der gelungenen Veranstaltung gratulierten, freute mich außerordentlich und übertünchte die Enttäuschung, dass nur relativ wenige Zuschauer in die Lindenau-Halle kamen.“
Text: Marietta Grade, PM Fotos: Marietta Grade, Nadine Harms, Angelique Rebentisch