18.10.2014 21:03
30 Jahre LRV Tegel e.V.
1984 wurde der Ländliche Reiterverein Tegel am Waidmannsluster Damm in Berlin-Reinickendorf gegründet. Der heute mehrfach ausgezeichnete und auch im Turniersport erfolgreiche Verein, war in seinen Anfängen ein einfacher Ponyhof. Anfang der 80er Jahre hatte Walter Zeuner, der fast nur unter dem Namen "Onkel Pelle" bekannt war, das ehemalige Plantagengelände vom Bezirksamt gepachtet. Bretterbuden, Bauwagen, günstige Tiere und Hilfspersonal, für die Berliner Kinder war das mehr toller Spielplatz als eine sportlich ambitionierte Reitschule. Und "Onkel Pelle" Zeuner war mehr Schlitzohr als Kaufmann, was 1984 fast zur Schließung des Ponyhofs führte. Eine Gruppe engagierter Eltern wollte das verhindern und verhandelte mit dem Vermieter. Dieser sah die Pläne zwar positiv, verlangte aber die Gründung eines Vereins mit sieben Vorstandsmitgliedern. Der LRV Tegel e.V. übernahm, mit ca. 100 Mitgliedern, das Gelände und begann umgehend mit dem Bau von Stallungen, dem Reitplatz und vielem mehr. Es wurden regelmäßig Turniere und andere Veranstaltungen durchgeführt, die Geld in die knappe Vereinskasse brachten. Die Einnahmen wurde u.a. in die Anschaffung von Schulpferden investiert und der sportliche Anspruch und Erfolg konnte jährlich, auch durch den Einsatz des langjährigen Reitlehrers Wolfgang Becker, gesteigert werden.
Die Zeit der Wende, 1989/1990, war eine schwierige Zeit, viele Einsteller verließen mit ihren Pferden Hof und Verein, um die, vermeintlich viel besseren, Möglichkeiten des neuen Umlands zu nutzen. 1991 kam mit Bernhard Gardow ein neuer Reitlehrer, quasi aus dem Osten in den Westen. In Neustadt/Dosse wurde Bernhard Gardow geboren, dort ist er aufgewachsen und hat eine Ausbildung als Bereiter/ Berufsreitlehrer abgeschlossen. Bis 1978 war er im Gestüt Neustadt/Dosse angestellt, dann wechselte er in den Dressurstall von Horst Köhler nach Potsdam. In den 80er Jahren war er in Karlshorst für die Ausbildung von Pferden und Reitern zuständig und dann übernahm die Aufgabe als hauptamtlicher Reitlehrer in Tegel. Durch sein außerordentliches Engagement hat er den Verein geprägt und ist maßgeblich verantwortlich für die reiterlichen Erfolge der Kinder und Jugendlichen. Er verstand es, die Kinder immer wieder zu motivieren, den Reitunterricht kindgerecht zu gestalten und sportliche Ziele zu erreichen. Die Zahl der Auszeichnungen in dieser Zeit ist lang. Von 1998 bis 2004 allein sieben Ehrungen für "Beste Jugendarbeit".
Auch baulich hat sich in dieser Zeit einiges getan. Mitte der 90er Jahre erfolgte der Umbau im Schulpferdestall von Ständerhaltung auf Boxenhaltung und 2002 war es dann endlich soweit: die neue Reithalle mit den Maßen 20x40m konnte eingeweiht werden. Das gab auch den sportlichen Zielen nochmal neuen Schwung, jährliche Turniere mit bis zu 1100 Nennungen pro Veranstaltung wurden durchgeführt. Diese Glanzzeit des Vereins, mit ca 180 Mitgliedern, bekam dann 2007 einen Dämpfer. Die Gebühren mussten verdoppelt werden, dazu wurde eine Sonderumlage pro Mitglied beschlossen, da auf dem Gelände noch etliche Bauarbeiten anstanden. Zudem gab es personelle Unstimmigkeiten, die zuerst einen Umbruch, aber nach Klärung auch einen neuen Anfang bedeuteten. Mit nur noch 95 Mitgliedern wurde die Arbeit weitergeführt, 2008 fand das letzte mehrtägige Turnier statt.
2010 konnte das nächste Bauprojekt gestartet werden. Eigentlich sollte ein neues Stallgebäude für die Schulpferde auf dem 13.000 qm großen Vereinsgelände am Waidmannsluster Damm 10 gebaut werden. Aber, wie oft in Vereinen ohne Großsponsoren, reichte das Geld nicht aus. Deshalb wurde ein alternativer Plan durchgeführt. Nach langen Planungen begann der Umbau der alten Reithalle zum neuen Schulstall. Mit einer großen Feier fanden die Bauarbeiten Ende September 2010 den Abschluß. Durch den Umzug der Schulpferde können 23 Außen-Boxen für Privatpferde vermietet werden. Eine wichtige Einnahmequelle neben dem Schulbetrieb, der den Basissport mit individueller und vielseitiger Grundausbildung sichert. Es gibt keine Trennung, sondern eine Zusammenarbeit der Schulpferde- und Privatpferdereiter. Damit soll der Teamgeist der Nachwuchsreiter gefördert werden und Kindern, die nicht aus im Reitsport verwurzelten Familien kommen, und die über ein kleineres Budget verfügen, den Sport, Spaß und die Freunde mit dem Partner Pferd ermöglichen. Die vielen erfolgreichen Turnierbesuche mit Mannschaften und Schulpferden bestätigen den Ausbildungsweg.
2012 folgte dann ein schwerer Schicksalsschlag. Plötzlich und unerwartet verstarb Bernhard Gardow und hinterließ eine große Lücke. Es folgte eine Zeit der Überbrückung mit Amateurtrainern/-assitenten des Vereins, bevor Leonie Schmidt, seit 1992 Vereins- und teilweise Vorstandsmitglied, Trainerin B Reiten (Leistungssport) mit Lütke-Westhues-Auszeichnung, vom Dezember 2012 an für ein Jahr hauptamtliche Trainerin wurde. Leon Vermeulen, seit 25 Jahren als Dressurtrainer und Pferdeausbilder in Belgien und Deutschland unterwegs, übernahm dann im Dezember 2013 diese Aufgabe. Er brachte das Pferdetheater mit nach Berlin, das gutes Reiten mit Kunst verbindet.
Seit Beginn 2013 heißt es im LRV Tegel e.V. „Sieben Schritte zum Erfolg“. Ein Team aus Vorstandsmitgliedern und Trainern entwickelte ein System, um den Ausbildungsweg der Reiter klarer zu strukturieren:
1. Turnen am Pferd, 2. Longenunterricht, 3. „Mini“-Abteilung, 4. „Anfänger“-Abteilung, 5. Nachwuchsgruppen, 6. Fortgeschrittene, 7. Fortgeschrittene Turnierreiter.
So soll allen Reitern die Möglichkeit gegeben werden, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln, vom Anfänger ohne Vorkenntnisse bis hin zum Turnierreiter. In allen Leistungsstufen ist die Gruppengröße auf maximal sechs, teilweise auch nur drei Reiter beschränkt, das Lernen findet also in kleinen, homogenen Gruppen statt.
Neben dem leistungsstandspezifischen Unterrichtssystem hat der Verein ein weiteres Projekt, die Kooperation mit dem Hof Albrecht in Sachsen-Anhalt mit Schulpferdeaustausch, das einzigartig in Berlin und Brandenburg ist und bereits von der Aktion „Vorreiter Deutschland“ als bemerkenswerte Initiative gewürdigt wurde. Der Austausch von Pferden zwischen beiden Partnern, sowie das jährliche Trainingslager und die regelmäßige Teilnahme am Pfingstturnier in Buch hat dazu eine generationsübergreifende Freundschaft entstehen lassen.
Ein weiteres außergewöhnliches Engagement unter dem Motto „Einer für alle – alle für Einen“ sind Turnierteilnahmen mit Schulpferden, die von den Jugendlichen in Absprache mit den Trainern weitestgehend selbständig organisiert werden. Ein Projektteam organisiert die dazugehörige Vorbereitung.
Auch die notwendige Erneuerung der Ställe wurde vorangetrieben. Im Oktober 2013 wurden die neuen Pferdeboxen an die Nutzer übergeben, im Frühjahr 2014 wurde die Wasserversorgung im Schulstall erneuert.
Und, 2014 gab es einen Vorstandswechsel. Dietmar Graner übernahm das Amt des Vorsitzenden von Frank Halwaß. Der Geschäftsführende Vorstand wird durch den stellvertretenden Vorsitzenden Martin Ruhnau und die Schatzmeisterin Martina Krüger komplettiert. Das Jubiläum 30 Jahre LRV Tegel wurde am 18.10. groß gefeiert, der Verein ist für die Zukunft wieder auf einem guten Weg.
Text: Marietta Grade Fotos: Archiv Weiberg, M.Grade
Die Zeit der Wende, 1989/1990, war eine schwierige Zeit, viele Einsteller verließen mit ihren Pferden Hof und Verein, um die, vermeintlich viel besseren, Möglichkeiten des neuen Umlands zu nutzen. 1991 kam mit Bernhard Gardow ein neuer Reitlehrer, quasi aus dem Osten in den Westen. In Neustadt/Dosse wurde Bernhard Gardow geboren, dort ist er aufgewachsen und hat eine Ausbildung als Bereiter/ Berufsreitlehrer abgeschlossen. Bis 1978 war er im Gestüt Neustadt/Dosse angestellt, dann wechselte er in den Dressurstall von Horst Köhler nach Potsdam. In den 80er Jahren war er in Karlshorst für die Ausbildung von Pferden und Reitern zuständig und dann übernahm die Aufgabe als hauptamtlicher Reitlehrer in Tegel. Durch sein außerordentliches Engagement hat er den Verein geprägt und ist maßgeblich verantwortlich für die reiterlichen Erfolge der Kinder und Jugendlichen. Er verstand es, die Kinder immer wieder zu motivieren, den Reitunterricht kindgerecht zu gestalten und sportliche Ziele zu erreichen. Die Zahl der Auszeichnungen in dieser Zeit ist lang. Von 1998 bis 2004 allein sieben Ehrungen für "Beste Jugendarbeit".
Auch baulich hat sich in dieser Zeit einiges getan. Mitte der 90er Jahre erfolgte der Umbau im Schulpferdestall von Ständerhaltung auf Boxenhaltung und 2002 war es dann endlich soweit: die neue Reithalle mit den Maßen 20x40m konnte eingeweiht werden. Das gab auch den sportlichen Zielen nochmal neuen Schwung, jährliche Turniere mit bis zu 1100 Nennungen pro Veranstaltung wurden durchgeführt. Diese Glanzzeit des Vereins, mit ca 180 Mitgliedern, bekam dann 2007 einen Dämpfer. Die Gebühren mussten verdoppelt werden, dazu wurde eine Sonderumlage pro Mitglied beschlossen, da auf dem Gelände noch etliche Bauarbeiten anstanden. Zudem gab es personelle Unstimmigkeiten, die zuerst einen Umbruch, aber nach Klärung auch einen neuen Anfang bedeuteten. Mit nur noch 95 Mitgliedern wurde die Arbeit weitergeführt, 2008 fand das letzte mehrtägige Turnier statt.
2010 konnte das nächste Bauprojekt gestartet werden. Eigentlich sollte ein neues Stallgebäude für die Schulpferde auf dem 13.000 qm großen Vereinsgelände am Waidmannsluster Damm 10 gebaut werden. Aber, wie oft in Vereinen ohne Großsponsoren, reichte das Geld nicht aus. Deshalb wurde ein alternativer Plan durchgeführt. Nach langen Planungen begann der Umbau der alten Reithalle zum neuen Schulstall. Mit einer großen Feier fanden die Bauarbeiten Ende September 2010 den Abschluß. Durch den Umzug der Schulpferde können 23 Außen-Boxen für Privatpferde vermietet werden. Eine wichtige Einnahmequelle neben dem Schulbetrieb, der den Basissport mit individueller und vielseitiger Grundausbildung sichert. Es gibt keine Trennung, sondern eine Zusammenarbeit der Schulpferde- und Privatpferdereiter. Damit soll der Teamgeist der Nachwuchsreiter gefördert werden und Kindern, die nicht aus im Reitsport verwurzelten Familien kommen, und die über ein kleineres Budget verfügen, den Sport, Spaß und die Freunde mit dem Partner Pferd ermöglichen. Die vielen erfolgreichen Turnierbesuche mit Mannschaften und Schulpferden bestätigen den Ausbildungsweg.
2012 folgte dann ein schwerer Schicksalsschlag. Plötzlich und unerwartet verstarb Bernhard Gardow und hinterließ eine große Lücke. Es folgte eine Zeit der Überbrückung mit Amateurtrainern/-assitenten des Vereins, bevor Leonie Schmidt, seit 1992 Vereins- und teilweise Vorstandsmitglied, Trainerin B Reiten (Leistungssport) mit Lütke-Westhues-Auszeichnung, vom Dezember 2012 an für ein Jahr hauptamtliche Trainerin wurde. Leon Vermeulen, seit 25 Jahren als Dressurtrainer und Pferdeausbilder in Belgien und Deutschland unterwegs, übernahm dann im Dezember 2013 diese Aufgabe. Er brachte das Pferdetheater mit nach Berlin, das gutes Reiten mit Kunst verbindet.
Seit Beginn 2013 heißt es im LRV Tegel e.V. „Sieben Schritte zum Erfolg“. Ein Team aus Vorstandsmitgliedern und Trainern entwickelte ein System, um den Ausbildungsweg der Reiter klarer zu strukturieren:
1. Turnen am Pferd, 2. Longenunterricht, 3. „Mini“-Abteilung, 4. „Anfänger“-Abteilung, 5. Nachwuchsgruppen, 6. Fortgeschrittene, 7. Fortgeschrittene Turnierreiter.
So soll allen Reitern die Möglichkeit gegeben werden, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln, vom Anfänger ohne Vorkenntnisse bis hin zum Turnierreiter. In allen Leistungsstufen ist die Gruppengröße auf maximal sechs, teilweise auch nur drei Reiter beschränkt, das Lernen findet also in kleinen, homogenen Gruppen statt.
Neben dem leistungsstandspezifischen Unterrichtssystem hat der Verein ein weiteres Projekt, die Kooperation mit dem Hof Albrecht in Sachsen-Anhalt mit Schulpferdeaustausch, das einzigartig in Berlin und Brandenburg ist und bereits von der Aktion „Vorreiter Deutschland“ als bemerkenswerte Initiative gewürdigt wurde. Der Austausch von Pferden zwischen beiden Partnern, sowie das jährliche Trainingslager und die regelmäßige Teilnahme am Pfingstturnier in Buch hat dazu eine generationsübergreifende Freundschaft entstehen lassen.
Ein weiteres außergewöhnliches Engagement unter dem Motto „Einer für alle – alle für Einen“ sind Turnierteilnahmen mit Schulpferden, die von den Jugendlichen in Absprache mit den Trainern weitestgehend selbständig organisiert werden. Ein Projektteam organisiert die dazugehörige Vorbereitung.
Auch die notwendige Erneuerung der Ställe wurde vorangetrieben. Im Oktober 2013 wurden die neuen Pferdeboxen an die Nutzer übergeben, im Frühjahr 2014 wurde die Wasserversorgung im Schulstall erneuert.
Und, 2014 gab es einen Vorstandswechsel. Dietmar Graner übernahm das Amt des Vorsitzenden von Frank Halwaß. Der Geschäftsführende Vorstand wird durch den stellvertretenden Vorsitzenden Martin Ruhnau und die Schatzmeisterin Martina Krüger komplettiert. Das Jubiläum 30 Jahre LRV Tegel wurde am 18.10. groß gefeiert, der Verein ist für die Zukunft wieder auf einem guten Weg.
Text: Marietta Grade Fotos: Archiv Weiberg, M.Grade