LRV Tegel auf dem Weg zum Jubiläum
Still, aber nicht heimlich, hat der Berliner Traditionsverein in Berlin-Tegel in den letzten Jahren sein großes Angebot zum Thema Reiten und Pferdesport, besonders für Kinder und Jugendliche, weitergeführt. Gar nicht einfach, denn die Forderung "Pferde raus aus Städten" hört man nicht nur im Bezug zu Touristenkutschen. Natürlich sind im ländlichen Bereich die Haltungsmöglichkeiten für Pferde besser, aber wie sollen Kinder und Jugendliche Höfe, die oft keine oder nur schlechte öffentliche Verkehrsanbindung haben, erreichen? Die Lage des LRV Tegel ist sehr verkehrsgünstig und mit dem Fahrrad, dem Auto und öffentlichen Verkehrsmitteln sehr gut zu erreichen und trotzdem ist die Anlage eine grüne Oase mitten in der Stadt.
Durch Ganztagsschulen die Freizeit dieser Altersgruppe mittlerweile stark einschränken, so dass lange Wege zum Hobby meist gar nicht möglich sind. Aber auch Kinder aus der Stadt brauchen Tiere, die Nachfrage in der Reitschule und beim Verein ist so groß, dass die Warteliste inzwischen unfassbar lang ist. Die Schulpferde werden beim LRV Tegel bestens gepflegt und nicht überlastet, ganz im Sinne des Tierschutzes, und die Zahl der Tiere ist eben nicht unbegrenzt erweiterbar.
Im letzten Jahrzehnt musste der Vereinsvorstand und die Mitglieder so manchen Rückschlag verkraften. 2007 wurden die Gebühren verdoppelt, plus Sonderumlage pro Mitglied, da auf dem Gelände noch etliche Bauarbeiten anstanden. Zudem gab es personelle Unstimmigkeiten, mit nur noch 95 Mitgliedern wurde die Arbeit weitergeführt. 2012 verstarb plötzlich Bernhard Gardow, der durch sein außerordentliches Engagement den Verein geprägt hat. 2014 schien der Verein wieder in ruhigem Fahrwasser, aber schon 2017 und 2018 wurden innerhalb weniger Wochen zwei Einbrüche verübt. Zudem folgten mehrere Wechsel der Vorstandsmitglieder und auch die Trainersituation musste stabilisiert werden. Ein Einbruch im Jahr 2020, der den Verlust der gesamten Schulpferdeausrüstung bedeutete, dazu die Einschränkungen durch Corona, hat den Verein schwer getroffen. Christine Randow hat von 2019 bis 2022 als Vorsitzende für den Verein gekämpft, aber jeder Ehrenamtler hat auch einen Hauptberuf. Im Dezember 2022 hat Dipl.-Ing. Georg Eispert, Vater zweier reitender Töchter, den Vereinsvorsitz übernommen. Er weiß, dass es viele "Baustellen" gibt, aber er schwärmt von den tollen Vereinsmitgliedern, dem Zusammenhalt, dem neuen Pachtvertrag bis zum Jahr 2037. "Ich bin realistischer Optimist und werde besonders von Sarah Pfennig und Sandra Ehlers im Vorstand unterstützt. 2024 hat der Verein sein 40jähriges Jubiläum, das wollen wir entsprechen feiern. Einen Tag der offenen Tür und einen Reitertag, mit Vereinsmeisterschaft, wird es, wie in diesem Jahr, auch wieder geben", erzählt der hauptberufliche IT-Fachmann.
Dann auch mit Reiterflohmarkt, der 2023 wegen schlechter Wetterprognose kurzfristig abgesagt wurde. Aber die Teilnehmer und Besucher des Reitertags im Oktober konnten sich dann doch über einige Sonnenstrahlen freuen, auch wenn die Prüfungen, wegen zahlreicher Pfützen auf den Außenplätzen, in die Halle verlegt wurden.
Text+Foto: Marietta Grade