Projekt: Mit Pferdestärken gegen Grenzen
Ein gemeinsames Projekt, das 2021 begonnen wurde und wahrscheinlich auch 2022 fortgesetzt wird, ist "Mit Pferdestärken gegen Grenzen" für wohnungslose Kinder und Jugendliche des VITA domus Soziale Dienste gGmbH mit dem Eschenhof Sputendorf.
Das muntere Treiben auf dem Eschenhof in Sputendorf legt sich langsam, die letzten Reitschüler des Tages versorgen nach dem Springtraining noch ihre Pferde, als der große Bus des VITA e.V. Berlin auf dem Parkplatz vor dem Gelände hält. Sieben gut gelaunte und sehr aufgeregte Kinder steigen aus, schnattern wild durcheinander und schauen sich neugierig um. Kinder auf dem Pferdehof – das ist nicht ungewöhnlich. Doch für manche dieser Kinder ist es das allererste Mal.
Die Kinder sind Teil eines Projektes, das der VITA domus Soziale Dienste gGmbH in Kooperation mit dem Eschenhof für wohnungslose Kinder und Jugendliche aus der Wohnungslosenunterkunft „VITA domus – Kreuzberg“ organisiert hat. „In erster Linie sorgen wir dafür, dass in Wohnungsnot geratenen Menschen vorübergehend ein angemessener Wohnraum zur Verfügung gestellt wird, welcher den Mindestanforderungen für nicht vertragsgebundene Obdachlosenunterkünfte des Landes Berlin entspricht. Zusätzlich unterstützen wir unsere Bewohner*Innen in Lebensbereichen wie Gesundheit, Finanzen, Schule, Kita etc.“, erklärt Stefani Sommer, Einrichtungsleiterin. „Aktuell beherbergen wir hier auch 35 Kinder und Jugendliche im Alter von 0 bis 16 Jahren. Für diese Kinder wollten wir gerne ein besonderes Projekt organisieren.“ Ein Kooperationspartner für das Projekt war schnell gefunden, denn der Eschenhof in Sputendorf, unweit der südlichen Berliner Grenze, war sofort von dem sozialen Projekt begeistert: „Wir betreiben neben unserem Reitstall auch eine Reitschule, die sich insbesondere an Kinder und Jugendliche wendet. Diese Zielgruppe liegt uns ganz besonders am Herzen und als das Projekt an uns herangetragen wurde, war uns sofort klar, dass wir das unterstützen wollen!“, so Nicola Müller-Zantop, Mitgründerin des Eschenhofes und Leiterin der Reitschule. Und die Unterstützung konnte sich sehen lassen: Als Auftakt des Projektes führte Michelle Hoffmann, Teamleitung Marketing und Kommunikation beim VITA e.V. Berlin und lizenzierte Reitsporttrainerin des Eschenhofes, gemeinsam mit Stefani Sommer, Einrichtungsleitung VITA domus Kreuzberg, eine theoretische Einweisung zum richtigen Verhalten im Pferdestall und zum Pferd allgemein durch. Dabei lernten die Kinder auf spielerische Weise die Verhaltensweisen eines Fluchttieres kennen und auch, wie sie sich darauf aufbauend im Umgang mit dem Pferd verhalten müssen. Es wurde viel gelacht, gestaunt und die Vorfreude der Kinder und Jugendlichen stieg in's Unermessliche.
Am Sonntag, Mitte November 2021, war es nun soweit und für die Kinder und Jugendlichen hieß es: „Ab aufs Pferd!“. Im Eschenhof angekommen, erwartete sie ein tolles Programm, bei dem auch einige Reitschülerinnen involviert waren. „Die Idee dabei war, dass die Kinder und Jugendlichen voneinander lernen können und so mögliche Hemmschwellen abgebaut werden. Unsere Reitschülerinnen waren bereits im Vorfeld an dem Projekt beteiligt und haben mit uns gemeinsam die Inhalte geplant. So war das Pferdeprojekt sozusagen von Kindern für Kinder gemacht. Die Trainer haben es natürlich fachlich begleitet, aber eigentlich war das gar nicht nötig, denn die Kinder hatten selbst viele tolle Ideen.“, so Michelle Hoffmann. Drei Pferde und die gesamte Anlage inklusive großzügigem Reitplatz und beheiztem Aufenthaltsraum stellte der Reitstall zur Verfügung. Neben dem gemeinsamen Putzen der Pferde haben die Reitschülerinnen auch einen kleinen Reitparcours vorbereitet, den sie gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen aus der Kreuzberger Einrichtung absolvierten. Dabei war der "Partner Pferd" immer mit dabei und sorgte für unvergessliche Erlebnisse. „Wenn ein Tier von 1.70m Rückenhöhe und knapp 600kg Masse einem Kind willig folgt und sich von diesem führen lässt, hinterlässt das automatisch ein Gefühl der Selbstwirksamkeit - und genau das sollte den Kindern und Jugendlichen mit diesem Projekt ermöglicht werden. Sie sollen nicht nur „mal rauskommen“, sondern sie sollen Erfahrungen machen, die sie wachsen lassen.“, so Michelle Hoffmann. Die anfängliche Skepsis der großen Tiere gegenüber wich schnell großer Begeisterung. So wie bei Sarah, 14 Jahre alt, die sich zuerst nicht traute, das Pferd zu berühren und am Ende sogar einige Runden auf dem Pferd drehte.
Text+Fotos: Michelle Hoffmann