07.04.2020 11:03
Gestüt Lindenhof in Rohrlack - jetzt auch Ausbildungsbetrieb Zucht
ein, es war kein Aprilscherz, am 1.April 1991, wurde das Gestüt Lindenhof gegründet. Und passend für einen Betrieb der Pferdezucht, kam genau an diesem Tag das erste selbst gezüchtet Fohlen zur Welt.
Warum hatte sich Siegfried Dörge für diesen beruflichen Weg entschieden?
"Ich habe ja mal Melker gelernt in der DDR. Später war ich Abteilungsleiter für Milchproduktion in der LPG Wildberg im Nachbarort. Da war ich für 300 Kühe zuständig. Nach der Wende wollte ich aber noch mal einen Diplomabschluss machen. Man wusste ja nicht, wie es weitergeht. In Meißen gab es ein Aufbaustudium zum Diplom-Agraringenieur. Dort las ich eine Landwirtschaftzeitung zum Thema Nischenprodukte. Ziegen, Wachteleier und eben Stutenmilch. Das hat mich interessiert. Ich musste mir ja sowieso überlegen, was ich nach dem Studium mache. Meine Diplomarbeit habe ich dann über den Aufbau eines Stutenmilchbetriebes geschrieben. So gesehen ist dieser Hof hier meine Diplomarbeit", erklärt Dörge, der auch nach fast 30 Jahren immer noch aktiv ist.
Rohrlack ist ein Ortsteil des Amtes Temnitztal. Nördlich des Rhinluchs, zwischen Bückwitz und Neuruppin befindet sich das Dorf mit ca. 160 Einwohnern. Weite Weideflächen sorgen für optimale Zuchtbedingungen für Pferde. Die Stutenherde wurde größtenteils aus der legendären Neustädter Stutenherde sowie aus Pferdezuchtbetrieben wie Prussendorf, Tarmow und Friesack aufgebaut. 46 ha Weiden am Stall bieten über 70 Pferden genügend Auslauf und Futterfläche. Die Zuchtstuten stehen in historischen Gebäuden, es stehen drei große Laufställe zur Verfügung. Für die Aufzuchtpferde wurden vier große Zelthallen gebaut. Dort haben sie genügend Platz, bei ständigem Weidegang können sie artgerecht aufwachsen.
Aber, wie wird denn Stutenmilch hergestellt? Siegfried Dörge erklärt den Ablauf. "So zwei bis drei Wochen nachdem die Fohlen gekommen sind, fange ich langsam an zu melken. Eine gute Stute produziert 20 Liter am Tag. Aber man kann nie mehr als einen Liter auf einmal melken. Mehr kann ein Stuteneuter nicht speichern im Gegensatz zu einer Kuh, die ja auf Speichern gezüchtet wird. Aber bei einem Pferd will man so ein großes Euter nicht, Pferde will man ja auch noch reiten können. Bevor ich melke, muss ich das Fohlen für ungefähr eine Stunde von der Stute trennen, denn sonst ist keine Milch da. Das Fohlen trinkt ja permanent, so 30- bis 40-mal am Tag. Nur die Milch, die die Stute in der Zeit der Trennung produziert, die kann ich nehmen. Dazu habe ich einen Becher, den ich direkt unter die Zitze halte. Ein Pferd hat wie eine Kuh vier Euterteile, aber nur zwei Zitzen. Aus jeder Zitze kommen zwei Strahlen, die gehen in verschiedene Richtungen. Deshalb kann ich nicht einfach einen Eimer zwischen meine Beine stellen, da würde alles danebengehen. Es gibt in Deutschland etwa 30 Stutenmilchbetriebe, aber ich bin der Einzige, der mit der Hand melkt. Das geht schneller, dauert nur maximal zwei Minuten pro Pferd. Wenn das Fohlen noch klein ist, melke ich nur einmal am Tag. Wenn es später mehr frisst, kann ich zwei- bis dreimal Milch nehmen. Im Mai ist die Milchleistung am höchsten. Am Vormittag bin ich eigentlich pausenlos mit Melken beschäftigt. Die Milch wird eingefroren. Die verschicke ich dann mit minus 30 Grad in Styroporbehältern. Dann ist sie noch gefroren, wenn sie beim Kunden ankommt."
Unterstützt wird Siegfried Dörge seit 2019 auch wieder von Sohn Martin, der 2004 seinen Abschluss als Pferdewirtschaftsmeister gemacht hat. 2010 wagte Martin den Sprung in die berufliche Selbstständigkeit. Zusammen mit Lebensgefährtin Eileen Fischer, die zuvor Landwirtschaft in Halle studierte, Landesmeisterin der Jungzüchter in Sachsen-Anhalt war und eine Zulassung als Besamungswartin hat, wurde er Pächter eines Stalltrakts der Reitsportanlage des Landhotels im Fläming. Beste Voraussetzungen für einen Zucht- und Ausbildungsstall, der seinen Kunden auch Rund-um-Service bot. Von der Zuchtberatung, welcher Hengst genetisch am besten zur Stute passt, über Fohlenaufzucht, Prüfungs- und Schauvorbereitung bis zur späteren Turniervorstellung, das Angebot und die Serviceleistungen sind umfangreich und aufeinander abgestimmt. April 2012 bekam die Besamungsstation die offizielle Anerkennung durch das Landratsamt Groß Kreutz und nach Abschluss der ersten Decksaison 2012 war die Bilanz mit 50 gedeckten Stuten sehr positiv. Danach folgten weitere berufliche Herausforderungen u.a. auf dem Gestüt Lewitz von Paul Schockemöhle, dem Fohlenhof Hassloch und auf der Hengststation Tebbel.
"Ich will immer wieder etwas dazu lernen, den Blickwinkel ändern und Erfahrungen sammeln. Nun bin ich wieder Zuhause und möchte unsere Zucht erweitern. Wir könnten bis zu 15 Stuten zulassen, wir züchten seit Jahrzehnten gute Reitpferde und möchten in Zukunft auch noch mehr auf Auktionen unsere Zuchtprodukte erfolgreich vermarkten. In diesem Jahr erwarten wir neun Fohlen von bekannten Vererbern", so formuliert Martin Dörge seine Zukunftsziele.
"Wir haben ab diesem Jahr die Zulassung als Ausbildungsbetrieb Zucht erhalten. Nachwuchsförderung ist in allen Teilen der Wirtschaft wichtig. Besonders schwer hat es aber die Landwirtschaft in allen ihren Fassetten. Pferdezucht ist nicht nur eine Passion, es gehört auch eine vielschichtige Arbeit um die Aufzucht der Reitpferde dazu. Man sieht die Pferde aufwachsen und kümmert sich nicht nur um das Füttern und den Gesundheitszustand der Tiere. Ich kann mir keinen anderen Beruf vorstellen!"
Im nächsten Jahr wird bei Familie Dörge das 30jährige Hof- Jubiläum gefeiert, ein ganz besonderer Termin in der Jahresplanung 2021.
Warum hatte sich Siegfried Dörge für diesen beruflichen Weg entschieden?
"Ich habe ja mal Melker gelernt in der DDR. Später war ich Abteilungsleiter für Milchproduktion in der LPG Wildberg im Nachbarort. Da war ich für 300 Kühe zuständig. Nach der Wende wollte ich aber noch mal einen Diplomabschluss machen. Man wusste ja nicht, wie es weitergeht. In Meißen gab es ein Aufbaustudium zum Diplom-Agraringenieur. Dort las ich eine Landwirtschaftzeitung zum Thema Nischenprodukte. Ziegen, Wachteleier und eben Stutenmilch. Das hat mich interessiert. Ich musste mir ja sowieso überlegen, was ich nach dem Studium mache. Meine Diplomarbeit habe ich dann über den Aufbau eines Stutenmilchbetriebes geschrieben. So gesehen ist dieser Hof hier meine Diplomarbeit", erklärt Dörge, der auch nach fast 30 Jahren immer noch aktiv ist.
Rohrlack ist ein Ortsteil des Amtes Temnitztal. Nördlich des Rhinluchs, zwischen Bückwitz und Neuruppin befindet sich das Dorf mit ca. 160 Einwohnern. Weite Weideflächen sorgen für optimale Zuchtbedingungen für Pferde. Die Stutenherde wurde größtenteils aus der legendären Neustädter Stutenherde sowie aus Pferdezuchtbetrieben wie Prussendorf, Tarmow und Friesack aufgebaut. 46 ha Weiden am Stall bieten über 70 Pferden genügend Auslauf und Futterfläche. Die Zuchtstuten stehen in historischen Gebäuden, es stehen drei große Laufställe zur Verfügung. Für die Aufzuchtpferde wurden vier große Zelthallen gebaut. Dort haben sie genügend Platz, bei ständigem Weidegang können sie artgerecht aufwachsen.
Aber, wie wird denn Stutenmilch hergestellt? Siegfried Dörge erklärt den Ablauf. "So zwei bis drei Wochen nachdem die Fohlen gekommen sind, fange ich langsam an zu melken. Eine gute Stute produziert 20 Liter am Tag. Aber man kann nie mehr als einen Liter auf einmal melken. Mehr kann ein Stuteneuter nicht speichern im Gegensatz zu einer Kuh, die ja auf Speichern gezüchtet wird. Aber bei einem Pferd will man so ein großes Euter nicht, Pferde will man ja auch noch reiten können. Bevor ich melke, muss ich das Fohlen für ungefähr eine Stunde von der Stute trennen, denn sonst ist keine Milch da. Das Fohlen trinkt ja permanent, so 30- bis 40-mal am Tag. Nur die Milch, die die Stute in der Zeit der Trennung produziert, die kann ich nehmen. Dazu habe ich einen Becher, den ich direkt unter die Zitze halte. Ein Pferd hat wie eine Kuh vier Euterteile, aber nur zwei Zitzen. Aus jeder Zitze kommen zwei Strahlen, die gehen in verschiedene Richtungen. Deshalb kann ich nicht einfach einen Eimer zwischen meine Beine stellen, da würde alles danebengehen. Es gibt in Deutschland etwa 30 Stutenmilchbetriebe, aber ich bin der Einzige, der mit der Hand melkt. Das geht schneller, dauert nur maximal zwei Minuten pro Pferd. Wenn das Fohlen noch klein ist, melke ich nur einmal am Tag. Wenn es später mehr frisst, kann ich zwei- bis dreimal Milch nehmen. Im Mai ist die Milchleistung am höchsten. Am Vormittag bin ich eigentlich pausenlos mit Melken beschäftigt. Die Milch wird eingefroren. Die verschicke ich dann mit minus 30 Grad in Styroporbehältern. Dann ist sie noch gefroren, wenn sie beim Kunden ankommt."
Unterstützt wird Siegfried Dörge seit 2019 auch wieder von Sohn Martin, der 2004 seinen Abschluss als Pferdewirtschaftsmeister gemacht hat. 2010 wagte Martin den Sprung in die berufliche Selbstständigkeit. Zusammen mit Lebensgefährtin Eileen Fischer, die zuvor Landwirtschaft in Halle studierte, Landesmeisterin der Jungzüchter in Sachsen-Anhalt war und eine Zulassung als Besamungswartin hat, wurde er Pächter eines Stalltrakts der Reitsportanlage des Landhotels im Fläming. Beste Voraussetzungen für einen Zucht- und Ausbildungsstall, der seinen Kunden auch Rund-um-Service bot. Von der Zuchtberatung, welcher Hengst genetisch am besten zur Stute passt, über Fohlenaufzucht, Prüfungs- und Schauvorbereitung bis zur späteren Turniervorstellung, das Angebot und die Serviceleistungen sind umfangreich und aufeinander abgestimmt. April 2012 bekam die Besamungsstation die offizielle Anerkennung durch das Landratsamt Groß Kreutz und nach Abschluss der ersten Decksaison 2012 war die Bilanz mit 50 gedeckten Stuten sehr positiv. Danach folgten weitere berufliche Herausforderungen u.a. auf dem Gestüt Lewitz von Paul Schockemöhle, dem Fohlenhof Hassloch und auf der Hengststation Tebbel.
"Ich will immer wieder etwas dazu lernen, den Blickwinkel ändern und Erfahrungen sammeln. Nun bin ich wieder Zuhause und möchte unsere Zucht erweitern. Wir könnten bis zu 15 Stuten zulassen, wir züchten seit Jahrzehnten gute Reitpferde und möchten in Zukunft auch noch mehr auf Auktionen unsere Zuchtprodukte erfolgreich vermarkten. In diesem Jahr erwarten wir neun Fohlen von bekannten Vererbern", so formuliert Martin Dörge seine Zukunftsziele.
"Wir haben ab diesem Jahr die Zulassung als Ausbildungsbetrieb Zucht erhalten. Nachwuchsförderung ist in allen Teilen der Wirtschaft wichtig. Besonders schwer hat es aber die Landwirtschaft in allen ihren Fassetten. Pferdezucht ist nicht nur eine Passion, es gehört auch eine vielschichtige Arbeit um die Aufzucht der Reitpferde dazu. Man sieht die Pferde aufwachsen und kümmert sich nicht nur um das Füttern und den Gesundheitszustand der Tiere. Ich kann mir keinen anderen Beruf vorstellen!"
Im nächsten Jahr wird bei Familie Dörge das 30jährige Hof- Jubiläum gefeiert, ein ganz besonderer Termin in der Jahresplanung 2021.