17.09.2019 21:51

West-Nil-Virus gefährlich für Pferd und Mensch

Im letzten Jahr wurden West-Nil-Virus-Infektionen zum ersten Mal in Deutschland nachgewiesen. Betroffen waren neben 10 Vögeln auch zwei Pferde. In diesem Jahr wurde der erste Fall bei einer Schneeeule im Tierpark in Wittenberg, Sachsen-Anhalt Anfang Juli nachgewiesen. Inzwischen wurden bereits über 30 Infektionen bei Vögeln und Pferden aus Sachsen-Anhalt, Sachsen, Brandenburg und Berlin nachgewiesen.
Die Zeitschrift St.Georg schrieb Ende August 2019:
Vor rund einem Jahr gab es den ersten bestätigten Fall des West-Nil-Virus bei einem Pferd bzw. einem Fohlen, das dann eingeschläfert werden musste. Nun gibt es einen neuen Fall. In Sachsen, nördlich von Leipzig, war ein neunjähriges Pony am West-Nil-Virus erkrankt und musste ebenfalls eingeschläfert werden, bestätigte Amtsveterinär Dr. Uwe Hörügel gegenüber St.GEORG. „Das Pony stammte aus einem kleinen Bestand und war nie im Ausland“, so der Tierarzt. Es muss sich also hierzulande angesteckt haben. „Vor einer Woche zeigte es neurologische Symptome und lief ataktisch. Als es sich festlegte und nicht mehr aufstehen konnte, musste es eingeschläfert werden.“ Nach derzeitigem Kenntnisstand war dies zusammen mit dem toten Fohlen in Brandenburg der zweite Todesfall aufgrund des West Nil Virus.

Das Niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz hat dazu einen aufklärenden Text verfasst:
Was ist das West-Nil-Virus?
Das West-Nil-Virus (WNV) ist ein aus Afrika stammendes Virus, das durch blutsaugende Mücken übertragen wird. Im natürlichen Wirtskreislauf wird es zwischen Vögeln und Stechmücken übertragen. Werden Menschen oder Pferde infiziert, vermehr sich das Virus in so geringen Mengen, das andere Menschen oder Pferde nicht infiziert werden können. Deshalb gelten Mensch und Pferd als sogenannte Fehlwirte ("dead-end-hosts"), von denen keine Infektionsgefahr ausgeht.
Das West-Nil-Virus ist eng verwandt mit dem Usutu-Virus, das ebenfalls Wildvögel infiziert. West-Nil-Fieber Virus ist nahezu auf der ganzen Welt (Afrika, Asien, Nordamerika, Europa) verbreitet. In den letzten Jahren traten in Griechenland, Serbien, Italien, Ungarn, Rumänien, Israel, Spanien, Portugal und Österreich Fälle auf, oftmals waren ebenfalls Menschen von der Infektion betroffen.
WNV-Infektionen bei Vögeln und Pferden zählen in Deutschland zu den anzeigepflichtigen Tierseuchen. Neben dieser Anzeigepflicht sind bislang keine weiteren tierseuchenrechtlichen Maßnahmen vorgeschrieben.
Wie erkennt man West-Nil-Virus-Infektionen?
In den meisten Fällen bleiben die Infektionen mit dem West-Nil-Virus symptomlos. Jedoch erkranken einige Vogelarten besonders leicht. In einzelnen Fällen kann es auch zu Krankheitssymptomen bei Pferden und Menschen kommen.
Pferd
Die Mehrzahl betroffener Pferde zeigt keine Symptomatik. Einige Pferde reagieren jedoch mit starken neurologischen Symptomen wie Stolpern, Nachhandlähmungen, Muskelzittern, Schwäche bis zum Festliegen. Ein Teil der Infektionen kann tödlich verlaufen. Seltener zeigen die Pferde eine fiebrige Allgemeinerkrankung. In Deutschland sind für Pferde aktuell drei Impfstoffe zugelassen. Die Ständige Impfkommission Veterinärmedizin (StIKo Vet) am Friedrich-Loeffler-Institut hat aktuell eine Stellungnahme zur Immunisierung von Pferden gegen das West-Nil-Virus herausgegeben. Die StIKo Vet empfiehlt in den bereits betroffenen Gebieten die Impfung von Pferden.
Mensch
Beim Menschen sind ca. 80% der Infektionen symptomlos, Die übrigen 20% der infizierten Personen zeigen einen grippalen Infekt mit Fieber, wodurch dieser klassische Verlauf auch als West-Nil-Fieber bezeichnet wird. Bei weniger als einem Prozent der infizierten Personen kann es zu schweren Verlaufsformen mit einer Hirnhaut- oder Gehirnentzündung kommen, die in seltenen Fällen (vor allem bei älteren Patienten) tödlich enden kann. Humane Impfstoffe stehen nicht zur Verfügung.
Wie wird das West-Nil-Virus übertragen?
Der eigentliche Wirtskreislauf findet zwischen Stechmücken und Wildvögeln als Hauptwirt statt. Darüber hinaus kann ebenfalls eine Übertragung auf Säugetiere und Menschen stattfinden, wenn die Stechmücken zuvor von infizierten Vögeln Blut aufgenommen haben. Aus diesem Grund werden West-Nil-Virus-Infektionen vor allem in der Mückensaison beobachtet.
Bei Pferden, Menschen und anderen Fehlwirten werden im Blut keine ausreichend großen Mengen des Virus gebildet, so dass die Erkrankung nicht weitergegeben werden kann. Beim Menschen kann das WNV unter Umständen durch kontaminierte Blutspenden, von infizierten Müttern auf das ungeborene Kind oder während des Stillens auf das Kind übertragen werden.
Was kann man gegen West-Nil-Virus-Infektionen tun?
Die West-Nil-Virus-Infektion ist eine anzeigepflichtige Tierseuche. Bei Verdacht muss der Amtstierarzt umgehend verständigt werden. Importierte Pferde aus gefährdeten Gebieten sollten in Quarantäne gehalten werden. Für Pferde stehen verschiedene Impfstoffe zur Verfügung. Für Pferde aus Gebieten, in denen West-Nil-Virus-Infektionen nachgewiesen worden sind und für Pferde, die in betroffene Gebiete reisen, wird eine Impfung gegen Die Anwendung von Mitteln, die Insekten vom Pferd fernhalten (Repellentien) ist empfehlenswert. Auf Weiden und Paddocks sollte kein Wasser stehen, um gegebenenfalls eine Vermehrung infizierter Stechmücken zu verhindern. Für Pferde, die in betroffene Gebiete reisen wird die Impfung gegen WNV empfohlen.

Texte:
https://www.st-georg.de/news/pferde-und-leute/sachsen-pony-stirbt-an-west-nil-virus/
https://tierseucheninfo.niedersachsen.de/anzeigepflichtige_tierseuchen/seuchen_verschiedener_tierseuchen/westnilfieber/west-nil-fieber-21711.html
Foto:  American Academy of Microbiology