29.10.2018 16:44
Ist das noch Pferdezucht oder nur noch Kommerz?
Der Verdrängungswettbewerb im Dressurpferdegeschäft schreitet voran. Er hinterlässt viele Profis ratlos und zum Teil genervt als Zuschauer. Es findet eine Konzentration der besten Hengste auf einige wenige, finanzkräftige Leute statt, die dann mit hohen Decktaxen in den Markt gehen, wie es sie noch nie gegeben hat.
So fängt Henrik Brinkmann seinen Text auf Facebook an und er scheint damit den Nerv getroffen zu haben, denn es gibt sehr viele Reaktion.
Weiter führt er aus:
Wenn man sich anguckt, wer derzeit 2-jährige Hengste für siebenstellige Beträge kauft, der muss damit meistens kein Geld verdienen. Der ganze Markt ist geprägt von steigenden Preisen, zum einen weil viel weniger Pferde vorhanden sind, zum anderen weil das Geld auf dem Konto nichts mehr wert ist und verzweifelt nach Anlageobjekten im Stil von venture capital gesucht wird.
Es ist vielleicht etwas überspitzt, aber anscheinend implodiert gerade deswegen das Pferdegeschäft. Ich finde es selbstverständlich großartig, wenn man sich für Pferde begeistern kann und die Besitzer entsprechende Preise erzielen. In der Dressurpferdezucht hat sich jedoch etwas ganz ungesundes entwickelt. Wir sind stets ungeduldig auf der Suche nach dem neuen Messias, von dem man am Besten schon in utero vor der Geburt Samen bekommt. In jungen Jahren verheizen wir bereits die Krone der Nachzucht für einen schnellen return on investment als Anlageobjekt, wobei ein Zuchtfortschritt, der von solch einem Hengst ausgehen sollte sekundär oder gänzlich egal ist. Cash ist momentan so king wie nie zuvor, dabei sollte das Pferd King sein.
Durch die mittlerweile naturgegebene Grundqualität mit spektakulärem Bewegungsablauf bestehen ganz andere Belastungen auf Sehnen und Bänder, sodass die meisten der umjubelten Hengste das eventuell gesetzte Ziel großer Sport angesichts des heute zu erfüllenden Pensums von Hengstschauen, Prüfungen und Turnieren leider nicht erreichen und niemals die durch den Auktionspreis aufgebauten Erwartungen erfüllen können. Die Pferde wissen dabei nie was sie gekostet haben. Interessanterweise wird heutzutage der Auktionspreis als Qualitätskriterium in die Auswahl des Hengstes genommen und mancher basiert gänzlich seine Entscheidung hierauf. Ein Bedeckungslimit wird angesichts der hohen Preise auch nicht in Erwägung gezogen, obwohl so mancher Junghengst der vergangenen Jahre die alten Leistungsstämme deutlich verwässert hat. Es gibt hier einige Beispiele, die unter dem Sattel durch Talentfreiheit glänzten und deren Nachkommen diesen in nichts nachstanden oder noch andere Mängel aufwiesen.
Springleute sind im Gegensatz zu uns überdrehten Dressurpferdezüchtern dazu konservativ und ruhiger was das hypen und einsetzen von Junghengsten angeht. Hoffentlich halten es viele bald auch wieder mehr mit Alfried Preißler: „Grau is' im Leben alle Theorie – aber entscheidend is' auf'm Platz.“ M.M. nach heißt Dressurpferde züchten in Generationen zu denken und die richtigen Schlüsse über die Vererbungsleistung kann man erst Jahre nach dem ersten Einsatz eines Hengstes ziehen. Deswegen sollten wir ihnen doch einfach wieder die Zeit zum reifen geben, die sie früher einmal hatten, eventuell an unserer Tugend namens Geduld arbeiten und nicht auf jeden neuen Zug aufspringen.
Abschließend zum Thema Geduld: die Grafik zeigt die top 10 Hengste des WBFSH Rankings, wobei auffällt, dass die besten Grand Prix-Pferdemacher wie z.B. De Niro, Rubin Royal, Gribaldi, Jazz oder Don Schufro selbst bis Grand Prix erfolgreich waren. Für mich ein Zeichen von Rittigkeit, Einstellung, Härte, Gesundheit und solidem Fundament von Hengsten, die sich über die Zeit langfristig durchgesetzt haben.
Es bleibt spannend, wo die Reise hingeht, aber Fakt ist: ein gutes Hinterbein kommt nie aus der Mode.
Mit diesem Schlussatz wird er wohl Recht haben, aber man muss die gesamte Entwicklung genau und auch kritisch verfolgen!
So fängt Henrik Brinkmann seinen Text auf Facebook an und er scheint damit den Nerv getroffen zu haben, denn es gibt sehr viele Reaktion.
Weiter führt er aus:
Wenn man sich anguckt, wer derzeit 2-jährige Hengste für siebenstellige Beträge kauft, der muss damit meistens kein Geld verdienen. Der ganze Markt ist geprägt von steigenden Preisen, zum einen weil viel weniger Pferde vorhanden sind, zum anderen weil das Geld auf dem Konto nichts mehr wert ist und verzweifelt nach Anlageobjekten im Stil von venture capital gesucht wird.
Es ist vielleicht etwas überspitzt, aber anscheinend implodiert gerade deswegen das Pferdegeschäft. Ich finde es selbstverständlich großartig, wenn man sich für Pferde begeistern kann und die Besitzer entsprechende Preise erzielen. In der Dressurpferdezucht hat sich jedoch etwas ganz ungesundes entwickelt. Wir sind stets ungeduldig auf der Suche nach dem neuen Messias, von dem man am Besten schon in utero vor der Geburt Samen bekommt. In jungen Jahren verheizen wir bereits die Krone der Nachzucht für einen schnellen return on investment als Anlageobjekt, wobei ein Zuchtfortschritt, der von solch einem Hengst ausgehen sollte sekundär oder gänzlich egal ist. Cash ist momentan so king wie nie zuvor, dabei sollte das Pferd King sein.
Durch die mittlerweile naturgegebene Grundqualität mit spektakulärem Bewegungsablauf bestehen ganz andere Belastungen auf Sehnen und Bänder, sodass die meisten der umjubelten Hengste das eventuell gesetzte Ziel großer Sport angesichts des heute zu erfüllenden Pensums von Hengstschauen, Prüfungen und Turnieren leider nicht erreichen und niemals die durch den Auktionspreis aufgebauten Erwartungen erfüllen können. Die Pferde wissen dabei nie was sie gekostet haben. Interessanterweise wird heutzutage der Auktionspreis als Qualitätskriterium in die Auswahl des Hengstes genommen und mancher basiert gänzlich seine Entscheidung hierauf. Ein Bedeckungslimit wird angesichts der hohen Preise auch nicht in Erwägung gezogen, obwohl so mancher Junghengst der vergangenen Jahre die alten Leistungsstämme deutlich verwässert hat. Es gibt hier einige Beispiele, die unter dem Sattel durch Talentfreiheit glänzten und deren Nachkommen diesen in nichts nachstanden oder noch andere Mängel aufwiesen.
Springleute sind im Gegensatz zu uns überdrehten Dressurpferdezüchtern dazu konservativ und ruhiger was das hypen und einsetzen von Junghengsten angeht. Hoffentlich halten es viele bald auch wieder mehr mit Alfried Preißler: „Grau is' im Leben alle Theorie – aber entscheidend is' auf'm Platz.“ M.M. nach heißt Dressurpferde züchten in Generationen zu denken und die richtigen Schlüsse über die Vererbungsleistung kann man erst Jahre nach dem ersten Einsatz eines Hengstes ziehen. Deswegen sollten wir ihnen doch einfach wieder die Zeit zum reifen geben, die sie früher einmal hatten, eventuell an unserer Tugend namens Geduld arbeiten und nicht auf jeden neuen Zug aufspringen.
Abschließend zum Thema Geduld: die Grafik zeigt die top 10 Hengste des WBFSH Rankings, wobei auffällt, dass die besten Grand Prix-Pferdemacher wie z.B. De Niro, Rubin Royal, Gribaldi, Jazz oder Don Schufro selbst bis Grand Prix erfolgreich waren. Für mich ein Zeichen von Rittigkeit, Einstellung, Härte, Gesundheit und solidem Fundament von Hengsten, die sich über die Zeit langfristig durchgesetzt haben.
Es bleibt spannend, wo die Reise hingeht, aber Fakt ist: ein gutes Hinterbein kommt nie aus der Mode.
Mit diesem Schlussatz wird er wohl Recht haben, aber man muss die gesamte Entwicklung genau und auch kritisch verfolgen!